Goldwater trat für die strategische Nutzung von Atomwaffen ein. Das kam damals bei der Bevölkerung nicht gut an, aber er war der erste extrem rechte Kandidat der Republikaner.
Und als erster Republikaner überhaupt hatte er fünf Bundesstaaten in der ehemaligen Konföderation gewonnen – die konservativen Strategen der Partei sahen sich damit auf der richtigen Spur. Goldwater gilt als der Erfinder der sogenannten Northern strategy, also der Taktik, rassistische Ressentiments der Wähler zu nutzen.
Gilt nicht der republikanische Ex-Präsident Ronald Reagan im Vergleich zu Donald Trump im Rückblick als geradezu harmlos?
Reagan hat dieselben Ressentiments wie Goldwater bedient, aber in einem bürgerlicheren, eleganteren Gewand. Aber im Vergleich mit Trump ist alles relativ. In den 90er-Jahren kam schließlich Newt Gingrich..
Das war ein republikanischer Sprecher des Repräsentantenhauses ...
Von ihm sagte man: „Er hat Politik zum Blutsport gemacht.“ Ihm war es egal, ob es stimmte, was er sagte; er wollte nur die Nachrichten dominieren.
Er hat der republikanischen Partei ein neues Vokabular verpasst – die Demokraten sollten nicht nur inhaltlich konfrontiert werden, sondern auch mit einer Wörterliste, die die Republikaner auswendig lernen mussten, wenn sie über die politischen Gegner sprachen: „Schande, Lüge, Verräter, krank, schamlos, erbärmlich, Verfall usw.“ Das war eine entscheidende Veränderung in der Art und im Stil, Politik zu machen.
Wenn man nun Donald Trumps Gemeinheiten gegenüber seinen Gegnern zuhört, könnte man meinen: jetzt sei alles erlaubt. Warum gibt es innerhalb der Republikaner so wenig Widerstand?
Vereinzelte Gegenstimmen – wie etwa jene der selbst erzkonservativen Liz Cheney – sind nicht mehr in der Partei. Wenn man wie sie sagt, dass Trump die Wahl 2020 verloren hat, gibt es in dieser Partei keine Zukunft mehr. Option zwei ist das Modell Ted Cruz, der 2016 gegen Trump antrat. Er knickte kurz danach ein und fügte sich.
Es gibt übrigens zahlreiche Hinweise, dass sich an dieser extremen politischen Linie auch nichts ändern würde, sollte die Ära Trump einmal zu Ende sein.
Für die Parteibasis ist also Trump der Richtige?
Das Parteiestablishment wollte Trump nie haben. Deren früheren Präsidentschaftskandidaten, wie etwa George Bush, hatten im Wahlkampf zwar immer eine extreme Rhetorik gepflegt, extreme Akteure genutzt und den Wählern erzählt, das System sei „kaputt“ und der Gegner quasi der „Todfeind“.
Aber einmal an der Macht, saßen sie mit den Demokraten auf einer gemeinsamen politischen Bühne. Das hat für Frust gegen die eigene Parteiführung gesorgt.
Trump dagegen hat das Bedürfnis der Basis nach einem starken Mann verstanden. Nach einem, der auf den Tisch haut, wenn es notwendig ist.
Gibt es einen ideologischen Unterbau zum Trumpismus?
Was Trump angeht, beschränkt sich seine Ideologie darauf, was ihm persönlich nutzt. Interessant ist, dass ihm nichts zu schaden scheint, nicht einmal die derzeit 91 Anklagepunkte gegen ihn.
Die meisten Soziologen kommen zum Schluss, dass er nicht als Politiker wahrgenommen wird, sondern als Entertainer. Er sagt viel schreckliches Zeug, aber die Leute lachen sehr viel.
Warum haben die Demokraten Trump so wenig entgegenzusetzen?
Zum einen verfügen sie nicht über das Netzwerk von Think Tanks und Medien, die die Botschaften der Republikaner 24 Stunden am Tag pausenlos wiederholen.
Zudem schadet die große Politikverdrossenheit überwiegend den Demokraten. Es gelingt ihnen nicht, ihre zweifellos vorhandenen Erfolge zu vermitteln. Dann haben sie auch noch das Problem mit dem Kandidaten Biden. Und obwohl die USA gut da stehen, die Arbeitslosenrate ist so niedrig wie seit 50 Jahren nicht mehr, ist die Basis mit Biden unzufrieden.
Die Demokraten müssen ihre Botschaft verbessern, sonst wird es im Herbst bei den Wahlen schlecht aussehen.
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