Diese Republikaner kämpfen tapfer gegen Trump
Wenn nicht alles trügt, findet am Dienstag eine der bemerkenswertesten politischen Kamikaze-Aktionen in der jüngeren amerikanischen Geschichte ihr vorprogrammiertes Ende: Liz Cheney, Tochter von Ex- Vize-Präsident Dick Cheney, verliert allen Umfragen nach im Bauern-Bundesstaat Wyoming ihre Kandidatur für eine weitere Kongress-Periode der Republikaner in Washington. Die 56-Jährige zahlt damit den Preis für ihre Entschlossenheit im Kampf gegen den "Paten" ihrer Partei – Donald Trump.
Was Cheney in Washington bei Demokraten und hinter vorgehaltener Hand auch bei Konservativen Bewunderung einträgt: ihr Engagement im Kongress-Untersuchungsausschuss zu der von Trump lancierten Erstürmung des Kapitols am 6. Jänner 2021. Doch in ihrem Heimatbundesstaat gilt das als unverzeihliche Gotteslästerung. Trump schlug dort 2020 den Konkurrenten und heutigen Präsidenten Joe Biden mit 40 Prozentpunkten Vorsprung.
8. November
Traditionell stehen bei den Kongresswahlen alle 435 Abgeordneten im Repräsentantenhaus und 35 der 100 Senatoren zur Wahl, aber auch die Gouverneure in 39 Bundesstaaten
Vorwahlen
Wie bei den Präsidentschaftswahlen gibt es für jeden dieser Posten Vorwahlen, "Primaries", in jeder der zwei Parteien. Spannend sind die vor allem bei den Republikanern, wo Trump-Unterstützer und Trump-Gegner gegeneinander antreten
Mithilfe Trumps wurde darum Harriet Hagemann als Widersacherin aufgebaut. Liz Cheneys mutmaßliches Karriereende im Repräsentantenhaus wird ihren Aktionsradius radikal einengen, selbst wenn sie ihrerseits ins Rennen um die Präsidentschaftskandidatur für 2024 ginge. Die wenigen Konservativen, die dem 76-jährigen Rechtspopulisten noch Kontra geben, muss man mit einer großen Lupe suchen. Zu den letzten "Anti-Trump-Mohikanern" in der Grand Old Party gehören:
- Mitt Romney: Der republikanische Präsidentschaftskandidat von 2012 (Obama gewann) hat in der Partei eine Alleinstellung. Er ist der einzige Senator, der in beiden Amtsenthebungsverfahren gegen Trump für die Absetzung des Präsidenten votierte. Romney, der den Mormonen-Bundesstaat Utah vertritt, sieht seine Partei durch Trump „gekidnappt“ und konservative Werte vergewaltigt. Trump hält Romney nach eigenen Worten für einen "aufgeblasenen Arsch".
- Adam Kinzinger: Neben Cheney der einzige Republikaner im U-Ausschuss zur Erstürmung des Kapitols. Der Kongress-Abgeordnete aus Illinois sagt, Trump habe die blutigen Ereignisse am 6. Jänner 2021 bewusst herbeigeführt. Als er die Chance gehabt hätte, die Unruhen zu ersticken, sei der Präsident 180 Minuten lang stumm geblieben – „unterlassene Hilfeleistung“, sagte Kinzinger. Er und seine Familie werden seither in sozialen Medien und anonymen Telefonanrufen mit dem Tod bedroht. Kinzinger, ein ehemaliger Luftwaffen-Leutnant, der in Afghanistan und im Irak eingesetzt war, wird aus der Politik aussteigen. Bei der nächsten Wahl tritt er nicht mehr an.
- Mitch McConnell: Der Senator aus Kentucky, jahrelang der mächtigste Politiker in Washington, hat mit Trump seit der Wahl 2020 kein Wort mehr gewechselt. McConnell machte Trump unwiderruflich für den "gewaltsamen Aufstand" am Kongress verantwortlich. Trump habe seinen Anhängern "Lügen serviert" und den "friedlichen Machtwechsel" verhindern wollen. McConnell hält das Gerede vom großen Wahlbetrug zu Lasten Trumps für gefährliches Geschwätz. Trump nennt ihn deshalb eine "illoyale Krähe". Nach der FBI-Razzia in Mar-a-Lago in der Vorwoche war McConnell der einzige ranghohe Republikaner, der Trump nicht reflexartig beisprang.
- Chris Christie: Der frühere Präsidentschaftskandidat und Gouverneur des Bundesstaates New Jersey war lange eine feste Größe im Trump-Orbit. Trump verließ sich auf seinen Rat. Christie machte sich Hoffnungen auf einen Kabinettsposten – vergebens. Inzwischen ist das Verhältnis frostig. Wenn möglich, pinkelt Trump dem adipösen Mann mit dem frechen Mundwerk ans Bein. Christie schlägt verbal durchaus saftig zurück. Nach dem FBI-Einsatz in Mar-a-Lago sagte er, dass die Durchsuchung des Trump-Palastes "eine faire Sache war".
- Mick Mulvaney: Trumps ehemaliger Stabschef im Weißen Haus trat unmittelbar nach dem Skandal am Kapitol im Jänner 2021 zurück. Er ist überzeugt davon, dass sein Ex-Chef für 2024 nicht mehr zieht. Die Wähler wollten zwar Trumps Politik, nicht aber den "Ballast", den der Populist mit sich bringe.
- Brian Kemp und Brad Raffensperger: Die beiden Spitzenpolitiker aus dem Bundesstaat Georgia verweigerten sich Trump, als er von ihnen die nachträgliche Fälschung des Wahlergebnisses 2020 verlangte. Trump wollte das Duo (Gouverneur und Innenminister) vor der nächsten Wahl darum "absägen" lassen. Seine Alternativ-Kandidaten scheiterten allerdings kläglich.
Gegen Trump, ohne es derzeit öffentlich laut zu sagen, machen sich auch diese Republikaner Hoffnungen auf eine Präsidentschaftskandidatur 2024: Ex-Vizepräsident Mike Pence, Ex-Außenminister Mike Pompeo und der Senator Ted Cruz (Texas), um nur einige zu nennen.
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