Türkei baut Grenzzaun zum Iran

Türkei baut Grenzzaun zum Iran
In Afghanistan droht neben dem Bürgerkrieg auch eine Hungersnot. Währenddessen verschärft sich die Lage im Iran zusehends

Hinrichtungen, Mordkommandos, ein Bombenanschlag mit Toten und Dutzenden Verletzten – der Krieg der Taliban gegen den afghanischen Ableger der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) eskalierte am Wochenende weiter.

Zusätzlich droht dem krisengebeutelten Land eine Hungersnot bei Ausbleiben internationaler Hilfe. Sollte sich die Lage nicht bessern, rechnet die UNO mit bis zu 500.000 afghanischen Flüchtlingen bis Ende des Jahres. „Wenn es Hungersnöte und kein Gefühl der Sicherheit mehr gibt, wird es gar nichts mehr geben, das die Menschen hält“, sagt Gerald Tatzgern, oberster Schlepperbekämpfer im Bundeskriminalamt, zum KURIER.

Noch ist nicht klar, wie sich die Lage entwickeln wird. Zu viele Faktoren – wie etwa die Homogenität der Taliban – spielen dabei mit. Doch auch die Taliban könnten damit beginnen, sich im Schleppergeschäft zu engagieren: „Ich gehe davon aus, dass die Taliban insgeheim damit beginnen werden, übers Schleppergeschäft Geld zu verdienen. Das wäre für sie eine Win-win-Situation. Unliebsame Menschen werden außer Landes geschafft, und die Taliban profitieren“, sagt Tatzgern. Bereits jetzt halten sich bis zu sechs Millionen Afghanen in den Nachbarländern Pakistan und Iran auf – und vor allem in letzterem verschlechtert sich die Lage zusehends.

Wirtschaftliche Perspektivenlosigkeit treibt immer mehr Afghanen dazu, über teure Schlepper in die Türkei zu gelangen. Der dortige Grenzübergang ist schwierig zu kontrollieren, Medienberichten zufolge arbeiten lokale Kräfte mit den Schleppern zusammen – es sei ein lukratives Geschäftsmodell. Um dem entgegenzuwirken, will Ankara einen Grenzzaun bauen.

Einen solchen errichten derzeit auch Litauen und Lettland an ihren Grenzen zu Weißrussland (Belarus). Wie Polen werfen sie dem dortigen Machthaber Alexander Lukaschenko vor, in organisierter Weise Flüchtlinge aus Krisenregionen wie Afghanistan, Syrien und dem Irak an die EU-Außengrenze zu bringen.

Der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak teilte mit, der Grenzschutz werde von 2.400 Soldaten unterstützt. Allein seit August hat es nach Behördenangaben mehr als 10.000 Versuche eines illegalen Grenzübertritts gegeben. 1.500 Migranten seien gefasst und in Flüchtlingszentren gebracht worden, hieß es. Menschenrechtsorganisationen werfen Polen unerlaubte Zurückweisungen von Migranten vor.

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