Die sozialistische Bürgermeisterin, die in den Elysée-Palast will
Anne Hidalgo, polarisierende Bürgermeisterin in Paris, tritt zur Präsidentenwahl an. Ihre Umfragewerte sind schlecht.
15.10.21, 15:00
Von Simone Weiler, Paris
Es hatte vielversprechend begonnen. Mitte September stand Anne Hidalgo am Hafen von Rouen und erklärte mit dem ihr eigenen strahlenden Lächeln: "Ich habe beschlossen, Kandidatin für die Präsidentschaftswahl zu sein." Es folgten Applaus und Jubel ihrer Anhänger.
In der umfangreichen Runde der Bewerberinnen und Bewerber ist Hidalgo eine der wenigen Frauen. Sie hat konkrete politische Erfahrung als Bürgermeisterin von Paris, und auch wenn sie dort vor allem durch ihre Verkehrspolitik polarisiert, wurde sie im Vorjahr deutlich in diesem Amt bestätigt.
Die Öffentlichkeit debattierte kontrovers über ihren Vorschlag, geringe Gehälter etwa von Kassiererinnen und Pflegekräften massiv anzuheben und jenes der Lehrerinnen und Lehrern zu verdoppeln.
Seither aber war nur noch wenig von der 62-jährigen Sozialistin zu vernehmen. Hidalgos Umfragewerten fielen von rund acht auf vier Prozent und liegen mittlerweile unter denen des grünen Kandidaten Yannick Jadot.
Neben der sozialen Gerechtigkeit ist der Bereich der Umwelt- und Klimapolitik ihre Stärke, aus der sie im Rathaus von Paris ihre klare Priorität gemacht hat – beide gelten vielen als wichtige Themen. Doch eine echte Dynamik lässt sich derzeit nur im rechten Lager erkennen, wo die Republikaner am 4. Dezember über ihren Kandidaten abstimmen und der rechtsextreme Autor Éric Zemmour in den Meinungsumfragen zulegt, noch ohne seine Absichten erklärt zu haben. Hatten die Sozialisten in Frankreich bei regionalen und kommunalen Wahlen zuletzt gute Ergebnisse erzielt und bewiesen, dass man durchaus noch mit ihnen rechnen muss, so sehen die Aussichten für die Präsidentschaftswahl 2022 derzeit trübe aus.
Am Donnerstagabend stimmten jedenfalls die Mitglieder in einer internen Abstimmung klar für Hidalgo, die mit dem Hollande-Vertrauten und Ex-Landwirtschaftsminister Stéphane Le Foll nur einen Konkurrenten hatte. "Ich bin mir der Verantwortung bewusst, die mir obliegt", reagierte sie gewohnt kämpferisch: "Ich trage die Farben einer Linken, die regieren will." Erst jetzt stehen ihr die Gelder der Partei und ein Wahlkampf-Team zur Verfügung. In einer Woche erfolgt die offizielle Aufstellung Hidalgos in Lille, wo ihre Mentorin Martine Aubry, Tochter des früheren EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors, Bürgermeisterin ist.
Gebürtige Spanierin
Am Freitag besuchte Hidalgo eine Geburtsklinik, um die Hebammen, die für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen, zu unterstützen. Anschließend fliegt die gebürtige Spanierin, die in ihrer Kindheit nach Frankreich kam, nach Valence zu einem Parteitag der spanischen Sozialisten. Damit will Hidalgo ihre internationale Statur pflegen. Sie will sich sechs Monate vor der Wahl von schlechten Umfragen nicht entmutigen lassen.
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