Wahl-Schlappe für Macron, Le Pen - Konservative im Aufwind
Von Simone Weiler, Paris
„An die Urnen, Patrioten!“, hatte Marine Le Pen vor der ersten Runde der französischen Regionalwahlen am Sonntag versucht, ihre Anhänger zu mobilisieren. Gelungen ist ihr dies nicht: Im Vergleich zur letzten Regionalwahl 2015 büßte ihre Partei Rassemblement National (RN) landesweit mehr als acht Prozentpunkte ein. Nur in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur liegt sie vor der zweiten Runde am Sonntag vorne – der Ausgang ist ungewiss.
Umfragen hatten für den RN deutlich stärkere Ergebnisse vorhergesehen, allerdings nicht die historisch niedrige Wahlbeteiligung von rund 33 Prozent mit einberechnet. Diese erwies sich für Le Pen als besonders nachteilig. Laut Meinungsforschungsinstitut Ipsos enthielten sich 73 Prozent ihrer Wähler. Von den unter 30-Jährigen, bei denen das RN die beliebteste Partei ist, gingen nur 13 Prozent zur Wahl.
Enttäuschend schnitt auch die Regierungspartei LREM ab, die in acht der 13 Regionen in Kontinentalfrankreich nicht die erforderlichen zehn Prozent erreichte, um sich für die zweite Runde zu qualifizieren. „LREM ist eine junge Partei, und wir hatten noch keine Amtsinhaber“, rechtfertigte Parteichef Christophe Castaner das schwache Ergebnis.
In Zeiten der Verunsicherung durch die Gesundheitskrise setzten viele Wähler auf Bewährtes. Dies kam den traditionellen Volksparteien zugute, welche zuletzt oft totgesagt wurden: Die Sozialisten liegen in fünf Regionen vorne, die Republikaner in sieben und erzielten landesweit das beste Ergebnis.
Besonders große Beachtung wird den Wahlerfolgen von drei konservativen Politikern zuteil, denen Ambitionen auf die Präsidentschaftskandidatur 2022 nachgesagt werden: Ex-Arbeitsminister Xavier Bertrand erzielte in der Region Hauts-de-France 42 Prozent der Stimmen, Ex-Budgetministerin Valérie Pécresse im Großraum Paris 33 Prozent und Laurent Wauquiez in der Region Auvergne-Rhône-Alpes 44 Prozent. Alle drei, die unter Präsident Nicolas Sarkozy jeweils Ministerämter innehatten, platzieren sich damit gut für den anstehenden Wahlkampf.
Keiner von ihnen gilt als charismatisch genug, um als Favorit gehandelt zu werden. Charismatisch wäre Ex-Premier Edouard Philippe. Präsident Emmanuel Macron hatte ihn von den Konservativen abgeworben, später trotz seiner Beliebtheit während der Pandemie entlassen. Der erfolgreiche Bürgermeister von Le Havre hat seine Pläne für kommendes Jahr aber noch nicht erklärt.
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