Die Helden von Temeswar: Eine unvollendete Revolution

Die Helden von Temeswar: Eine unvollendete Revolution
Rumänien 30 Jahre nach dem Umsturz: Die Revolte begann blutig in der Stadt Temeswar und endete mit zweifelhaften Siegern. Bis heute sind viele Umstände ungeklärt.

László Tokés friert und wirkt erschöpft. Er hat eine dreistündige Podiumsdiskussion hinter sich. Thema: 30 Jahre Rumänische Revolution. Er braucht Frischluft, raucht eine Zigarette. Dann lässt der 67-Jährige Dampf ab: „Ein ehemaliger Securitate-Offizier war heute im Publikum und hat mich provoziert. Er hatte mich damals bespitzelt. Das bloße Faktum, dass ich nach 30 Jahren solchen Figuren gegenübertreten muss, den engagiertesten Unterstützern der Ceauşescu-Diktatur, zeigt: In Rumänien herrscht ein postkommunistisches Regime.“

Die Securitate war der gefürchtete Geheimdienst von Diktator Nicolae Ceauşescu. Sie bespitzelte das rumänische Volk, folterte und ermordete Regimegegner. Tokés meint, er werde immer noch verfolgt. Der Rumäne mit ungarischen Wurzeln arbeitete vor der Revolution in der 300.000-Einwohner-Stadt Temeswar als evangelischer Pfarrer. Er predigte vorsichtig gegen das Regime.

„Ich bin und war kein Revolutionär. Ich habe das Wort Gottes gelehrt“, sagt er, der zuletzt auf Ticket der ungarischen Partei Fidesz im Europaparlament saß. Trotzdem wird er von vielen Rumänen bis heute als Held gefeiert – und von anderen verdächtigt, als ungarischer Spion gearbeitet zu haben. Oder für die CIA. Oder die Securitate.

Für Tokés ist klar: Die Revolution ist nicht vorbei.

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