Frankreich etwa, wo die Regierung Macron ohnehin massiv unter Druck steht, hat seit Lieferung der ersten Dosen gerade mal 516 Personen geimpft; Erklärungen dafür lieferte sie bisher überhaupt keine. Und auch Österreich steht im EU-Vergleich nicht gerade glänzend da. Mit Stand Montagfrüh haben gerade mal 6000 Personen oder nur 0,07 Prozent der Bevölkerung einen Impfstoff erhalten haben, obwohl 110.000 Dosen im Land sind – damit ist die Durchimpfungsrate noch geringer als bei unseren Nachbarn. Zudem hat das Gesundheitsministerium seit 27. Dezember keine neue Daten zum Impfstand publiziert.
Frühere Zulassungen, andere Bestellmengen
Die Gründe für diesen schleppenden Start in den EU-Ländern sind vielfältig. In Österreich verweist Impfkoordinator Clemens Martin Auer darauf, dass man erst warten wolle, bis "eine kritische Größe für das gesamte Bundesgebiet erreicht werden kann".
Das wiederum liegt daran, dass der Hersteller nur langsam liefert - zum einen, weil die EU den Impfstoff von BioNTech/Pfizer um einiges später zugelassen hat als etwa Großbritannien und Israel. Die Briten verimpfen zudem seit Montag auch das aus London stammende Präparat von AstraZeneca.
Zum anderen sind die Mengen andere, die jene Länder bestellt haben, die deutlich rascher unterwegs sind als die Europäer. Großbritannien hat sich für seine 67 Millionen Einwohner 40 Millionen vom teuren BioNTech/Pfizer-Impfstoff gesichert, dazu 100 Millionen des deutlich billigeren Vakzins von AstraZeneca. Israel hat 8 Millionen von BioNtech/Pfizer und 9 Millionen von Astrazeneca geordert, und das für insgesamt neun Millionen Bürger. Allerdings haben die Israelis für ihre Großbestellung beim Pharmariesen Pfizer einen hohen Preis gezahlt – mit etwa 30 Dollar pro Dosis deutlich mehr als die EU, die angeblich 18 Euro bezahlt haben soll.
In der EU - und damit auch in Österreich - hat man indessen auf mehrere Zugpferde gesetzt. Mit diesem Argument kontert man in Brüssel auch die Kritik an der Beschaffung – aus vielen Ländern, allen voran Deutschland, heißt es ja, man hätte deutlich mehr Impfstoff von BioNTech/Pfizer ordern sollen. Man habe bei diversen Anbietern vorbestellt, da im Sommer nicht absehbar war, welcher Impfstoff das Rennen machen würde, heißt es dazu. Deshalb hat man sechs Vakzine bestellt. Dazu kommt allerdings, dass - wie der Spiegel berichtet - darunter auf Druck der Länder aus Osteuropa mehrheitlich günstige Impfstoffe bestellt wurden, und dass man auf Wunsch von Paris große Mengen beim französischen Hersteller Sanofi geordert hat. Der kann nun allerdings frühestens im Herbst liefern.
Kein Nachschub in Sicht
Diese von der EU propagierte großflächige Risikoverteilung habe jetzt auch damit zu tun, dass in den EU-Ländern vergleichsweise wenig Impfstoff verfügbar ist, kritisiert man in Deutschland. Dort ist der Zorn auf die EU darum groß: „Fakt ist: Es ist zu wenig bestellt worden, auch von den falschen Herstellern“, meinte etwa Bayerns CSU-Ministerministerpräsident Markus Söder am Sonntag in Bild live.
Das Fehlmanagement verursache laut ihm jetzt auch das von Kritikern beklagte „Chaos“. Derzeit sei kein Nachschub in Sicht, obwohl er dringend benötigt werde: „Die Hälfte der Impfstoffdosen muss zurückgehalten werden, weil man nicht weiß, ob die Impfstoffdosen für die Auffrischungsdosis (der bereits Geimpften, Anm.) ausreichen“, sagte er bei Bild live. „Man weiß nicht genau, ob in zwei Wochen genügend Impfstoff geliefert wird.“
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