Warum Deutschland plötzlich wieder über Abtreibungen streitet

Eine Frau mit Schwangerschaftstest.
Die Ampel überlegt, Schwangerschaftsabbrüche zu entkriminalisieren. Christliche Fundamentalisten rüsten sich deshalb zum Kampf - und bekommen lautstark Unterstützung von der AfD.

„Gehsteigberatung“ nennen sie es. Zu Dutzenden stehen sie vor Kliniken oder Arztpraxen, halten Schilder mit „Jedes Leben zählt“, „Abtreibung, nein danke“ oder Bilder von zerstückelte Embryos hoch. Ihre Beratung, das ist manchmal auch der Ruf: „Du Mörderin!“.

Seit Jahren schon stehen Abtreibungsgegner vor den Eingängen deutscher medizinischer Einrichtungen, um ungewollt Schwangere von einem Abbruch abzubringen, um sie einzuschüchtern. Das gilt zwar seit Kurzem als Ordnungswidrigkeit, doch das scheint die Aktivisten nicht abzuhalten: Seit die deutsche Regierung überlegt, Schwangerschaftsabbrüche zu legalisieren, werden sie immer lauter - sie formieren sich zum Widerstand.

Fristenlösung wie in Österreich

Bisher ist die Rechtslage in Deutschland ähnlich wie in Österreich. An sich sind Abtreibungen im Strafgesetzbuch verboten, ein Abbruch durch einen Arzt und nach vorangegangener Beratung ist aber bis zur zwölften Woche straffrei. Eine von der Regierung eingesetzte Expertenkommission hat das nun als überholt eingestuft: Der Wunsch der Frau nach einem Abbruch stehe „unter grundrechtlichem Schutz“, dem Lebensrecht des Ungeborenen komme hingegen gerade in der Frühphase der Schwangerschaft ein eher geringes Gewicht zu, heißt es.

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