Der sagenhafte Reichtum des Roman Putin
Seit Zehntausende für die Freilassung von Kremlkritiker Alexej Nawalny demonstrierten, wirkt Putin das erste Mal angeschlagen.
Vor Studierenden dementierte er höchstpersönlich, dass er einen „Geheimpalast“ am Schwarzen Meer habe und dass ihn höchstens die Arbeit im Weinberg dort interessieren würde.
Wladimir Putin tritt am Donnerstag das erste Mal seit 2009 beim virtuellen Weltwirtschaftsgipfel in Davos auf. Wirtschaftlich geht es den Russen immer schlechter, der Rubel verliert an Wert, die Einkommen stagnieren.
Daheim in Moskau hat sich offenbar eine Gruppe um seinen alten Freund, Verteidigungsminister Sergej Schoigu, gegen den Präsidenten gestellt.
Und ausgerechnet jetzt werden auch Interna über einen engen Verwandten bekannt.
Luxusimperium
Roman Putin war wie Wladimir Putin, ein Cousin seines Vaters, Geheimdienstoffizier. Jetzt hat sich der 43-Jährige zum Vorsitzenden der Anti-Korruptionspartei „Das Volk gegen Korruption“ wählen lassen und damit, für alle sichtbar, seine politischen Ambitionen offenbart. Dass Roman Putin ausgerechnet gegen Korruption ankämpfen will, wirkt irgendwie komisch. Denn mit den Jahren hat er sich ein Luxusimperium zusammengekauft: Dazu gehören eine 38 Hektar große Insel auf den Bahamas, die Luxusjacht „Silverfast“, die er in Monaco um angeblich 90 Millionen Dollar kaufte und ein Weingut in Kalifornien.
Wieso solche Details gerade jetzt an die Öffentlichkeit kommen, lässt auf undichte Stellen im Kreml schließen. Der deutsche Nachrichtensender NTV nennt Putins neue Feinde beim Namen: Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Geheimdienstchef Sergej Naryschkin.
Dabei wirkten Putin und Schoigu lange Zeit wie die besten Freunde. Jeden Sommer rückten sie in Schoigus sibirische Heimat Tuva aus, um dort mediengerecht zu fischen, zu jagen, Boot zu fahren und Beeren zu sammeln. Oft mit nacktem Oberkörper.
Doch Schoigu werden eigene Ambitionen nachgesagt. Oder, was wahrscheinlicher ist: Er spielt den Bulldozer für andere Kandidaten, die sich noch bedeckt halten. Der absolute Hardliner ist kein Freund des Westens, er will Russland militärisch zur Festung ausbauen und sieht sein Land von Feinden umzingelt. Die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer qualifizierte er kürzlich als „Volksschülerin“ ab. Schoigu gilt auch als Stratege in Syrien, der Ukraine, Libyen und Armenien.
Schoigu und Geheimdienstchef Naryschkin gelten als Drahtzieher des Giftanschlags auf Nawalny.
Doch dieses Manöver ist bekanntlich daneben gegangen. Denn Nawalny ist jetzt der bekannteste Gefangene des Landes. Seit seiner Genesung und Rückkehr aus Deutschland sitzt er im Moskauer Gefängnis Matrosenruhe ein. Sein vor einer Woche veröffentlichtes Video über den Luxuspalast des Präsidenten wurde bereits 92 Millionen Mal angesehen und hat zu den größten Massendemonstrationen seit Jahren geführt.
Nawalny hat übrigens schon vor Jahren Schoigus pompöses Anwesen an der Grenze zur Mongolei dokumentiert: Die Immobilie mit einer Pagode soll die Kleinigkeit von 21,7 Millionen Euro gekostet haben.
Kein Vergleich mit Putins Geheimpalast, der 1,1 Milliarden wert sein soll.
„Aus einem einfachen sowjetischen Offizier ist ein Irrer geworden, der Geld und Luxus scheffelt“, sagt Nawalny in dem Video, dessen Vorspann während seiner Genesung in Dresden aufgenommen worden war.
Putin nicht in Moskau
Seit Monaten halten sich Spekulationen, dass sich Putin viel häufiger am Schwarzen Meer aufhalte als in Moskau. Es gab Berichte über Bewegungen staatlicher Flugzeuge. Und es gibt Berichte, dass Putin sein Moskauer Büro 1:1 im Palast nachbauen ließ. Nawalny wird jetzt beschuldigt, für die CIA zu arbeiten, doch die Informationen über Putin wurden sicher aus dem Kreml geleakt.
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