Der britische Premier und sein unglückliches Personal-Händchen

Der britische Premier und sein unglückliches Personal-Händchen
Knapp zwei Wochen im Amt, schon verliert Rishi Sunak Minister wegen Mobbing-Vorwürfen. Und muss sich verteidigen.

Ein nach Mobbing-Vorwürfen abgetretener Minister. Viel Kritik an einem zweiten Kabinettsmitglied. Zwei von drei parlamentarischen Fragestunden, in denen sein Urteilsvermögen angezweifelt wird. Das ist die bisherige Bilanz des britischen Premiers Rishi Sunak nach etwas mehr als zwei Wochen im Amt.

"Werden Sie ein Rückgrat finden?", attackierte ihn Labour-Partei-Chef und Oppositionsführer Keir Starmer am Mittwoch im Unterhaus in London, nachdem Staatsminister ohne Portfolio Gavin Williamson unter Druck den Hut nehmen hatte müssen. Vor einigen Tagen hatten Zeitungen von einer Untersuchung gegen den Politiker berichtet, der als Boris Johnsons Unterrichtsminister ein Maturanoten-Fiasko in der Covid-Pandemie übersehen hatte und in seinem Parlamentsbüro früher eine Tarantel hielt. Weil er unbedingt zum Begräbnis der Queen eingeladen werden wollte, ließ Williamson Schimpftiraden gegen eine zuständige Kollegin los. "You fucked us all over", also: "Du hast uns alle verraten" oder "verarscht", schrieb er via Whatsapp und drohte: "Alles hat einen Preis."

Dann hörten Medien, dass Williamson schon als Verteidigungsminister bis 2019 nicht die feine englische Art an den Tag gelegt hatte. So schlug er einer Beamtin vor, sie solle "aus dem Fenster springen" und sich "die Kehle aufschneiden".

"Schwacher" Chef

Sunak sei offenbar als Chef "zu schwach", um einem "Cartoon-Tyrannen mit einer Spinne als Haustier" die Stirn zu bieten, giftete Starmer. Man könne von dem Premier also auch nicht erhoffen, die Interessen des Landes zu vertreten.

Der in die Defensive gedrängte Sunak gab sich reumütig. "Selbstverständlich" bereue er die Ernennung von Williamson. "Ich wusste nichts über irgendwelche konkreten Bedenken." Williamsons Verhalten sei "inakzeptabel" gewesen. Sunak erneuerte sein Versprechen, nach Johnsons Skandalen und der kurzen Amtszeit von Liz Truss mit "Integrität und Professionalität" zu regieren.

Seit der ersten Fragestunde zweifelt die Opposition daran. Damals hagelte es Kritik, weil Sunak Suella Braverman als Innenministerin zurückgeholt hatte. Tage davor hatte sie die Truss-Regierung verlassen müssen: Sie hatte ein offizielles Dokument via Privatemail weitergeleitet.

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