"Das Coronavirus hat den Klimawandel ja nicht aus der Welt geschafft"

EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius
Umweltkommissar Sinkevičius ist der Wächter für eine grünere EU. Doch die Pandemie macht es ihm schwer. Der Litauer über einen möglichen Co2-Preis im Straßenverkehr, kleine Schritte und einen großen Wurf.

Einen Rekord hat er schon gesetzt: Mit seinen 30 Jahren ist Virginijus Sinkevičius der jüngste Kommissar, den die Europäische Union je hatte. Zudem ist der Wirtschaftswissenschafter aus Litauen ein Pionier - als erster grüner Politiker, der je in das Kommissarskollegium einzog. Folgerichtig wurde Sinkevičius zum EU-Umweltkommissar bestellt, mit der Vorgabe: den "Green Deal" voranzubringen.

KURIER: Hat die Corona-Krise den Kampf gegen den Klimawandel als Priorität der EU-Kommission abgelöst? Muss der Green Deal warten, bis die Pandemie vorbei ist?

Virginijus Sinkevičius: Natürlich haben wir den Zeitplan einiger Maßnahmen des Grünen Deals angepasst. Aber wir sind auf Kurs geblieben und haben das Klimagesetz, die Biodiversitätsstrategie, den Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft, die Chemikalienstrategie, die Batterie-Initiative und die Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ vorgelegt. Der europäische Grüne Deal ist auch eine zentrale Säule des Wieder-Aufbauplans.

Wir wollen sicherstellen, dass Investitionen in den Aufschwung auch ökologisch sind. Das Coronavirus hat den Klimawandel, den Verlust der Artenvielfalt und die Rohstoffverknappung ja nicht aus der Welt geschafft. Wir müssen jetzt investieren, damit künftige Generationen nicht vor unüberwindbaren Problemen stehen.

Bei der Coronapandemie haben wir es mit einer Zoonose zu tun – einer vom Tier auf den Menschen übertragenen Seuche. So etwas kam schon oft vor und kann sich auch wiederholen. Hat die europäische Politik diese Gefahr im Blick?

Wir schützen die Natur nicht „nur“ wegen schöner Landschaften und possierlicher Tiere, sondern, weil sie für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden unerlässlich ist. Wenn wir Wälder abholzen und Ökosysteme ruinieren, zerstören wir die natürlichen Barrieren, die uns gegen Krankheitserreger abschirmen.

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