"Cumhuriyet"-Chefredakteur in U-Haft

Protesters hold copies of the latest edition of the Turkish daily newspaper "Cumhuriyet" during a demonstration in support to the Cumhuriyet in front of its headquarters in Istanbul on November 1, 2016. Turkish police on October 31, 2016, detained the editor-in-chief of the newspaper Cumhuriyet -- a thorn in the side of President Recep Tayyip Erdogan -- as Ankara widens a crackdown on opposition media. The Cumhuriyet, which had published revelations embarrassing for the government, said at least a dozen journalists and executives were detained in early morning raids. Murat Sabuncu was detained while authorities searched for executive board chairman Akin Atalay and writer Guray Oz, the official news agency Anadolu said. / AFP PHOTO / YASIN AKGUL
Murat Sabuncu und weitere Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung wurden Anfang der Woche festgenommen - wegen "Terrorverdachts".

Nach den Abgeordneten der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP müssen nun auch zahlreiche Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet in der Türkei ins Gefängnis. Ein Gericht in Istanbul verhängte am Samstag Untersuchungshaft gegen den Cumhuriyet-Chefredakteur Murat Sabuncu und acht seiner Mitarbeiter, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi meldete.

Sie waren am vergangenen Montag unter Terrorverdacht festgenommen worden. Am Freitag hatte ein Gericht in der Kurdenmetropole Diyarbakir Untersuchungshaft gegen die HDP-Vorsitzenden Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag verhängt. Nach Angaben der Partei wurde insgesamt gegen neun ihrer Abgeordneten Haftbefehl erlassen. Darunter ist auch der Chef der Fraktion im Parlament in Ankara, Idris Baluken.

"Cumhuriyet"-Chefredakteur in U-Haft
A handout picture taken on February 13,2016 in Istanbul shows Cumhuriyet Daily Newspaper's editor in chief Murat Sabuncu walking in a street. Turkish police detained the editor-in-chief of the opposition newspaper Cumhuriyet, state media reported on October 31, 2016, while the daily said several of its writers were taken into police custody. Murat Sabuncu was detained while authorities searched for executive board chairman Akin Atalay and writer Guray Oz, the official news agency Anadolu said. The Istanbul prosecutor said an investigation had been launched into allegations the paper's output was "legitimising" the July 15 failed coup. / AFP PHOTO / CUMHURIYET DAILY NEWSPAPER / VEDAT ARIK / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / CUMHURIYET DAILY/VEDAT ARIK" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS - MANDATORY USE WITH STORIES ABOUT THE MARINE NATIONALE
Bei Polizeirazzien waren insgesamt zwölf HDP-Abgeordnete festgenommen worden. Der deutsch-türkische Abgeordnete Ziya Pir und zwei weitere Parlamentarier wurden unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt. Die HDP teilte mit, mit weiteren Festnahmen müsse gerechnet werden. Erdogan beschuldigt die zweitgrößte Oppositionspartei im Parlament, der verlängerte Arm der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu sein.

Kollaboration mit Gülen vorgeworfen

Die Festnahmen der HDP-Abgeordneten riefen - wie zuvor bereits das Vorgehen gegen Cumhuriyet - international Kritik hervor. Die Cumhuriyet-Mitarbeiter werden beschuldigt, die PKK und die Gülen-Bewegung unterstützt zu haben. Erdogan macht den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den Putschversuch von Mitte Juli verantwortlich. Gülen weist das zurück. Unter dem nach dem Putschversuch verhängten Ausnahmezustand geht die Regierung mit harter Hand gegen Gegner vor.

Cumhuriyet weist den Vorwurf der Komplizenschaft mit Gülen zurück. Man habe im Gegenteil gewarnt, Gülen sei eine Gefahr für die Republik, schrieb das Blatt.

Die 1924 vom Journalisten Yunus Nadi Abalioglu gegründete Cumhuriyet ("Republik") zählt zu den ältesten Tageszeitungen in der Türkei. Das regierungskritische Blatt war über Jahrzehnte staatlichen Repressalien und politisch motivierten Anschlägen ausgesetzt. Im September wurde Cumhuriyet mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Nach Branchenangaben erschien die überregionale Cumhuriyet bisher mit einer Auflage von rund 50.000 Exemplaren täglich. Sie gehört zu den 20 größten Tageszeitungen der Türkei.

Der bekannte Cumhuriyet-Autor Ugur Mumcu wurde 1993 bei einem Bombenattentat getötet. 2015 wurde gegen die Zeitung wegen der Veröffentlichung einer religionskritischen Charlie-Hebdo-Karikatur ermittelt, zwei Kolumnisten wurden zu Haftstrafen verurteilt.

Im Mai wurden der Chefredakteur Can Dündar und sein Hauptstadtbüroleiter Erdem Gül zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Sie hatten geheime Dokumente veröffentlicht, die türkische Waffenlieferungen an Islamisten in Syrien 2015 belegen sollen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte sie persönlich angezeigt. Dündars Nachfolger Sabuncu und acht seiner Mitarbeiter wurden am 31. Oktober unter Terrorismusvorwurf festgenommen und am 5. November in Untersuchungshaft genommen.

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