Alternativer Nobelpreis 2016 geht an "Cumhuriyet"

Ex-Chefredakteur Can Dündar und Leiter des Hauptstadtbüros in Ankara, Erdem Gül.
Angesichts immenser persönlicher Risiken halte die Zeitung die Fahne der freien Meinungsäußerung in einer Zeit hoch, die für die Menschen in der Türkei kritisch ist, heißt es in der Begründung.

Die unabhängige Istanbuler Tageszeitung Cumhuriyet ist eine der Preisträgerinnen der diesjährigen "Right Livelihood Awards", auch bekannt als Alternative Nobelpreise. Die weiteren Preise erhalten die syrische Freiwilligen-Hilfsorganisation Syria Civil Defence ("Weißhelme"), die russische Menschenrechtsaktivistin Swetlana Gannuschkina sowie die ägyptische Frauenrechtlerin Mozn Hassan und ihre Organisation.

Die syrischen "Weißhelme" sind eine im Jahr 2013 gegründet Rettungsorganisation, deren freiwillige Helfer im Bürgerkriegsland nach Luftangriffen Verletzte aus den Trümmern ziehen. Gannuschkina setzt sich mit ihrer Organisation "Zivile Unterstützung" für Vertriebene und Flüchtlinge ein; Mozn Hassan kämpft für mehr Rechte für Frauen.

"Bekenntnis zur Meinungsfreiheit trotz Zensur"

Mit Cumhuriyet wurde eine der führenden türkischen Tageszeitungen für ihre Verdienste um die Pressefreiheit gewürdigt. In der Begründung der internationalen Jury heißt es: Cumhuriyet erhalte den Preis "für ihren unerschrockenen investigativen Journalismus und ihr bedingungsloses Bekenntnis zur Meinungsfreiheit trotz Unterdrückung, Zensur, Gefängnis und Morddrohungen".

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RightLivelihoodAward (@rlafoundation

Die Preisvergabe an Cumhuiyet kommt zu einem topaktuellen Zeitpunkt. Erst am Mittwoch hatte ein neuer Terrorprozess gegen zwei führende Redakteure der Zeitung, darunter Ex-Chefredakteur Can Dündar, im Zusammenhang mit Spionagevorwürfen begonnen.

Cumhuriyet "hält Fahne der freien Meinungsäußerung hoch"

"Right-Livelihood"- Geschäftsführer Ole von Uexküll sagte hierzu laut gleichzeitig mit dem Beginn der Pressekonferenz zur Bekanntgabe der Preisträger 2016 freigeschalteten Erklärung: "Angesichts immenser persönlicher Risiken hält Cumhuriyet die Fahne der freien Meinungsäußerung in der Türkei in einer Zeit hoch, die für die Menschen dieser Nation kritisch ist. Mit der Vergabe des Right Livelihood Awards würdigen wir ihren Einsatz für investigativen Journalismus und stellen ihren wichtigen Beitrag für die Pressefreiheit in ihrem Heimatland und auf der ganzen Welt in den Mittelpunkt."

https://twitter.com/rlafoundation/status/778871019973074944
RightLivelihoodAward (@rlafoundation

Im Frühjahr 2014 hatte die Zeitung über die Aufdeckung geheimer Waffentransporte aus der Türkei an die Minderheit der syrischen Turkmenen berichtet. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan attackierte daraufhin die Zeitung öffentlich und bezeichnete deren Bericht als Spionage. Der Ex-Chefredakteur von Cumhuriyet, Can Dündar, und der Leiter des Hauptstadtbüros in Ankara, Erdem Gül, wurden heuer im Mai jeweils zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Das Urteil ist bisher nicht rechtskräftig. Nun begann in Istanbul ein weiterer Prozess.

Seit 1980 in Stockholm vergeben

Orhan Enric, Präsident der Cumhuriyet-Stiftung, reagierte auf die Zuerkennung des Alternativen Nobelpreises, indem er betonte, die Mitarbeiter der Zeitung seien ständigem Druck und Schikanen ausgesetzt, sie befänden sich teilweise in Lebensgefahr. "Wir haben Putsche, Putschversuche, Belagerungszustände und Ausnahmezustände durchgemacht, aber wir haben niemals die Einschränkung des Informationsrechts unserer Leser zugelassen", schrieb Enric in seiner Stellungnahme.

Alternativer Nobelpreis 2016 geht an "Cumhuriyet"
Can Dundar, editor-in-chief of Cumhuriyet, arrives at the Justice Palace for his trial in Istanbul, Turkey April 1, 2016. REUTERS/Osman Orsal

Die privat finanzierten Alternativen Nobelpreise werden seit 1980 jedes Jahr in Stockholm vergeben. Mit ihnen werden Verdienste für eine nachhaltig bessere Welt gewürdigt und die Arbeit der Preisträger unterstützt.

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