Türkei: Prozess gegen Journalisten geht weiter

Die angeklagten Journalisten Can Dündar und Erdem Gül am Freitag.
Der Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet rechnet mit Freispruch.

In der Türkei ist am Freitag der umstrittene Prozess gegen zwei regierungskritische Journalisten fortgesetzt worden. Cumhuriyet-Chefredakteur Can Dündar zeigte sich bei seiner Ankunft am Gerichtsgebäude in Istanbul überzeugt, dass er und sein Kollege Erdem Gül freigesprochen werden. "Wir werden gewinnen, wir haben in der Vergangenheit immer gewonnen", sagte Dündar umringt von Unterstützern.

Journalisten droht eine lebenslange Haft

Dündar und Gül müssen sich nach einem Bericht über Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an Islamisten in Syrien wegen des Vorwurfs der Spionage und des Verrats von Staatsgeheimnissen verantworten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte persönlich Strafanzeige gestellt. Die Öffentlichkeit wurde beim Prozessauftakt vor einer Woche mit Verweis auf die "nationale Sicherheit" vom Prozess ausgeschlossen. Dündar und Gül droht eine lebenslange Haftstrafe.

Türkei: Prozess gegen Journalisten geht weiter
epa05238767 A protestor holds a placard and has his mouth covered in tape before trial of Can Dundar, an editor of the Cumhuriyet newspaper and Cumhuriyet Newspaper Ankara bureau chief Erdem Gul at Istanbul Courthouse in Istanbul, Turkey, 01 April 2016. Journalists Can Dundar and Erdem Gul from the government-critical Cumhuriyet newspaper were arrested in November 2015 and held for three months after they reported on the weapons shipment from Turkey's spy agency to Syrian militants. They were released after the court ruled the detention violated their rights, but they still face trial on terrorism and espionage charges. EPA/SEDAT SUNA

Der Prozess sorgte auch für diplomatische Verwicklungen. Erdogan hatte wütend auf die Anwesenheit ausländischer Diplomaten beim Prozessauftakt am Karfreitag reagiert, unter ihnen war auch der deutsche Botschafter Martin Erdmann. "Dies ist nicht Ihr Land, dies ist die Türkei", empörte sich Erdogan. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen legte die Regierung in Ankara offiziell bei den beteiligten Botschaften Protest ein, Erdmann wurde ins Außenministerium einbestellt.

Die türkische Regierung ist insbesondere über Veröffentlichungen von Diplomaten im Onlinedienst Twitter erbost. So veröffentlichte der britische Generalkonsul auf Twitter mehrere Fotos, darunter ein Selfie mit Dündar.

Um die Pressefreiheit Türkeis steht es nicht gut

Kritiker werfen der türkischen Regierung ein zunehmend repressives Vorgehen gegen oppositionelle Medien vor. Auf einer Rangliste zum Stand der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt die Türkei auf Platz 149 von 180 Staaten. Dündar und Gül waren Ende Februar nach drei Monaten in Untersuchungshaft auf Anordnung des Verfassungsgerichts vorläufig freigekommen. Dutzende weitere Journalisten sind in dem Land inhaftiert.

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