Coronavirus in Israel: Schnelle Verbreitung unter Ultraorthodoxen

Coronavirus developments in Israel
In strengreligiös-jüdischer Bevölkerung Jerusalems steigen die Fälle rasant. Was die Gründe dafür sein könnten.

Die Zahl der bestätigten Corona-Fälle in strengreligiös-jüdisch dominierten Städten in Israel ist deutlich schneller angestiegen als der landesweite Durchschnitt. Das geht aus internen Zahlen des israelischen Gesundheitsministeriums hervor, wie die Tageszeitung "Haaretz" laut Kathpress am Sonntag berichtet.

Demnach verachtfachte sich in Bnei Brak nordöstlich von Tel Aviv zwischen Montag und Donnerstag vergangener Woche die Zahl der bestätigten Fälle von 30 auf 244. In der ultraorthodoxen Bevölkerung Jerusalems stieg die Zahl von 78 (Montag) auf 314 (Donnerstag). Auch in den Städten Betar Ilit und Beit Shemesh stiegen die Raten deutlich von zwei, respektive vier, auf 24 und 34 an. In mehrheitlich säkularen Städten verdoppelte sich die Zahl der Infizierten im selben Zeitraum. Tel Aviv verzeichnete demnach einen Anstieg von 85 auf 191 Fälle, Ashdod von 24 auf 51.

In ganz Israel wurden bisher rund 3.700 Infektionen verzeichnet, zwölf Menschen starben an den Folgen der Coronavirus-Infektion.

Schlecht informiert

Der Bürgermeister von Bnei Brak richtete laut Zeitung einen dringenden Aufruf an die Bewohner. Die Infektionsrate sei "die gefährlichste in ganz Israel, und die Vorhersage ist noch erschreckender". Er rief dazu auf, alle Gebetsversammlungen mit mehr als zehn Personen zu unterlassen und die Richtlinien des Gesundheitsministeriums einzuhalten.

Gründe für die höheren Infektionsraten im strengreligiös-jüdischen Milieu sieht die Zeitung etwa darin, dass viele ultraorthodoxe Juden keine Massenmedien konsumieren und nicht über internetfähige Mobiltelefone verfügen. In den strengreligiös-dominierten Städten werde zudem die mangelnde Zusammenarbeit des Ministeriums mit den örtlichen Behörden beklagt. Mehrere Stadtverwaltungen haben unterdessen Eigeninitiativen ergriffen, um Bewohner zu informieren.

Einzelne radikale jüdische Gruppierungen weigern sich laut Medienberichten, sich an die geltenden Einschränkungen zu halten. Unter anderem die für ihre extremen Positionen bekannte sogenannte "Jerusalem-Fraktion" hielt trotz der strikten Regelungen Synagogen offen und ließ Hunderte Anhänger an religiösen Feiern wie einer Hochzeit sowie einer Rabbinerbeerdigung teilnehmen.

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