Merkel und Söder in der Pandemie - zwei in einem Boot
„Wer Merkel-Politik will, muss Söder wählen“ – nein, das ist noch kein Spruch für den Wahlkampf in diesem Herbst. Aber so ähnlich hat es Bayerns Ministerpräsident Markus Söder formuliert. „Wer im Herbst auf Merkel-Stimmen hoffe, müsse wissen, dass es Merkel-Stimmen nur mit Merkel-Politik gebe“, sagte der gelernte Fernsehjournalist am digitalen Politischen Aschermittwoch in einem nachgebauten Wohnzimmer bei Brettljause und Brezeln in die Kamera. Also an jenem Tag, wo politischen Gegnern verbal eingeschenkt wird.
In diesem Fall galt Söders Botschaft dem Chef der Schwesterpartei CDU, Armin Laschet. Er will im September als Spitzenkandidat Angela Merkel beerben, schlägt in der Corona-Bekämpfung oft Haken. Zuletzt wetterte er, dass die Politik „nicht immer neue Grenzwerte erfinden“ dürfe. Dabei bezog er sich auf Beschlüsse zwischen Kanzlerin und Länderchefs, die er selbst mittrug. Doch CDU/CSU haben in Umfragen zuletzt an Zustimmung verloren und Laschet, eigentlich Merkelianer, grenzt sich nun von ihrem Kurs ab - könnte ja gut ankommen bei Pandemiemüden und jenen, die bald in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wählen.
Vom Gegenspieler zum Mitstreiter
Ein bisschen verkehrte Welt? Ja, ausgerechnet Söder und Merkel bilden mittlerweile ein Tandem. Für die Kanzlerin, die er 2018 nicht mal zum Wahlkampffinale in München einladen wollte, findet er heute nur mehr warme Worte („Sie ist diejenige, die uns Mut macht“). Beide fahren in der Pandemie auf Sicht, sind gegen vorschnelle Lockerungen. Und erreichten Spitzenwerte in puncto Popularität. Nun ist die Kanzlerin zwar weiter die beliebteste Politikerin, die Unzufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Regierung wächst unterdessen. Auch in Bayern steigt der Druck auf Söder, der wiederum die Strategie verteidigt.
Sein Bundesland war gerade zu Beginn der Pandemie stark betroffen, daher setzt er auf strenge Maßnahmen. Mal gibt er den umsichtigen, dann breitbeinig auftretenden Landesvater, der Grenzkontrollen einforderte („Ein zweites Ischgl wollen wir nicht noch einmal erleben“) – zum Ärger der Tiroler. Dass ihm das manche als Profilierungsversuch auslegen, werden ihm doch Ambitionen als Kanzlerkandidat nachgesagt, ist etwas zu einfach, aber mit Blick auf die letzten Jahre schwer zu entkräften.
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