Markus Söder und Sebastian Kurz: It's complicated

Markus Söder und Sebastian Kurz: It's complicated
Der CSU-Chef hofierte einst den Kanzler, um von ihm zu profitieren – ohne Erfolg. Jetzt ärgert er sich wegen Tirol, Skiurlaub und Grenzen.

Die CSU ist dafür bekannt, mit ihren Gästen Signale in Richtung Berlin zu senden. In der Debatte um Flüchtlinge war Kanzler Sebastian Kurz ob seines harten Kurses gern gesehener Gast: bei Parteitagen oder im Wahlkampf. Übrigens genauso wie Viktor Orbán. Mit dessen Fidesz-Partei die CSU lange geistig verbunden war – Heimat, Ordnung, Wirtschaft. Als die Bayern 2018 mit Landtagswahlen vor Augen beschlossen, den rechten Wählerrand einzufangen, schaute „Freund Viktor Orbán“ bei deren Klausur vorbei. Seit dieser aber immer autokratischer regiert, hält man sich mit Einladungen zurück.

Auch die Beziehung zu Sebastian Kurz ist mittlerweile etwas angeknackst bzw. wurde das Thema Flüchtlingspolitik, bei dem die Bayern mit ihm den Schulterschluss übten, für die CSU zum Bumerang.

"Politische Nahtoderfahrung"

Als der damals frisch gebackene Ministerpräsident Markus Söder 2018 glaubte, mit einem möglichst konservativen Kurs Stimmen zu holen – er ließ Kreuze in allen Behörden aufhängen, biederte sich rhetorisch bei der AfD an –, wollte er gegenüber Kanzlerin Merkel demonstrieren, dass er in der Flüchtlings- und Asylpolitik auf Kurz’ Seite stand. Dessen Kurs ist ja im eigenen Land aufgegangen.

Parallel dazu stritt Innenminister Seehofer mit Merkel über einen Maßnahmenkatalog, indem das Abweisen von Menschen an der Grenze vorgesehen war. Die Debatte eskalierte zur Regierungskrise und färbte auf den Bayern-Wahlkampf ab. Söder und Co standen als Zündler da. Kritik kam aus der Kirche sowie von der eigenen Wählerschaft - viele machten ihr Kreuz letztlich lieber bei den Grünen. Die CSU verlor zehn Prozent. Söder sprach später von „politischer Nahtoderfahrung“ und ist seither ein Gewandelter. Nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria plädierte er dafür, Menschen aufzunehmen, und war „enttäuscht“, da Österreich dies nicht tun wollte.

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