Cholera-Epidemie: Rotes Kreuz warnt vor humanitärer Großkatastrophe im Sudan

In der sudanesischen Hauptstadt gibt es erneut heftige Kämpfe
Zehn Millionen Menschen aus dem Sudan sind auf der Flucht. Im Land haben schlechte Hygienebedingungen zu einer Cholera-Epidemie geführt.

Angesichts schlechter Hygienebedingungen und des Zusammenbruchs des Gesundheitssystems hat sich im Sudan eine Cholera-Epidemie ausgebreitet. Bis Ende Jänner wurden bereits mehr als 10.000 Fälle registriert - im Vergleich zum Vormonat stieg die Ansteckungsrate um 40 Prozent.

Gerald Schöpfer, Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes, geht von einer höheren Dunkelziffer der tatsächlichen Cholera-Fälle aus. "Demgegenüber steht die massive Unterfinanzierung humanitärer Programme. Für humanitäre Helferinnen und Helfer wird es schier unmöglich, auf die enormen Herausforderungen zu reagieren", so Schöpfer.

Farid Abdulkadir, Leiter des Landesbüros IFRC Sudan, befindet sich zurzeit im Sudan und berichtet von einer tragischen und katastrophalen Situation. Abdulkadir sagt, dass die Cholera-Epidemie leider kein Einzelfall in solchen Situationen ist, "es ist normal". Man versucht, die Epidemie durch Bildung und präventive Gesundheit einzudämmen.

25.000.000 Menschen im Sudan auf Hilfe angewiesen

Nach Angaben des Amtes der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) sind 25 Millionen Menschen - mehr als die Hälfte der Bevölkerung - auf Hilfe angewiesen. Darunter befinden sich 14 Millionen Kinder und Jugendliche. Der Konflikt ist nach UNO-Angaben die weltweit größte Fluchtbewegung

Hilfsorganisationen können viele hilfsbedürftige Menschen kaum erreichen. Wegen der Kämpfe hätten die Vereinten Nationen in der Hauptstadt Khartum seit Oktober keine Hilfe leisten können. Das Welternährungsprogramm (WFP) kann Lebensmittel nach Darfur nur über das Nachbarland Tschad bringen. Der Treibstoff reiche aber oft nicht aus, um alle in der weitläufigen Region zu erreichen. Abdulkadir berichtet, dass die 18 Teilstaaten des Sudan eng miteinander kooperieren, um Essen, Wasser und Gesundheit zu garantieren.

Seit dem 15. April 2023 kämpfen Regierungstruppen und die Miliz RSF (Rapid Support Forces) um die Macht im Sudan. Die Vereinten Nationen berichten von brutalem Vorgehen vieler Kämpfer. 

Mädchen werden zur Prostitution gezwungen

Sie sollen unter anderem Minderjährige zu Waffendiensten, Mädchen und Frauen zur Prostitution und Sklavenarbeit zwingen. Lager humanitärer Organisationen würden geplündert. 

Ebenso gibt es kaum Zugang zu Wasser und Strom. Mit dem Beginn der Regenzeit steigt ebenfalls die Gefahr für übertragbare Krankheiten durch Wasser. In vielen Stadtvierteln wird der Müll nicht mehr abgeholt und in einigen schwer zugänglichen Gegenden liegen Leichen im Freien. Gleichzeitig haben viele Menschen keine andere Wahl, als unsauberes Trinkwasser aus dem Nil oder anderen Quellen zu beziehen.

Eine Verbesserung der Situation ist nicht in Sicht, so das Rote Kreuz: In den vergangenen Monaten haben die Kämpfe an Intensität gewonnen, und die humanitären Helferinnen und Helfer der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung mussten sich weiter zurückziehen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Preise für Grundnahrungsmittel verdoppelt haben, durch die Auseinandersetzungen sowie eine anhaltende Dürre wird erwartet, dass die Anzahl der hungerleidenden Menschen bis Ende Februar auf 4,8 Millionen ansteigen wird.

Abdulkadir betont: "Es ist an der Zeit, sich die Ursachen dieses humanitären Leids anzuschauen und dagegen etwas zu unternehmen." Weiter berichtet Schöpfer: "Trotz der schockierenden Nachrichten, die uns täglich aus dem Nahen Osten oder der Ukraine erreichen, müssen wir jetzt auf diese Großkatastrophe im Sudan reagieren! Die Situation der ohnehin schon leidgeprüften Menschen wird sich weiter verschlimmern - der Zugang zu humanitärer Hilfe muss unbedingt gewährleistet werden!"

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