Chinas Impfstoff: Politisch hochwirksam, medizinisch schwach
Ein kleiner Stich als große politische Geste. Serbiens Präsident Aleksandar Vučić ließ sich vor wenigen Tagen vor laufenden Fernsehkameras impfen, nicht ohne sich gleich danach nicht nur deklariert "großartig" zu fühlen, sondern auch "unseren chinesischen Brüdern" zu danken.
Vučić setzt seit Monaten neben dem russischen Impfstoff "Sputnik V" auf Impfstoffe aus China, ein Signal auch an die EU, von der man sich ins Eck gestellt fühlt. So ließ er es sich nicht nehmen, eine Lieferung aus China persönlich am Flughafen zu empfangen, während der Pilot der Maschine die chinesische Fahne aus dem Fenster des Cockpits schwenkte.
Massenproduktion angelaufen
Für China eine willkommene Zusammenarbeit. Schließlich setzt man auf Entwicklung und kostengünstige Verbreitung von Corona-Impfstoffen, um das angeschlagene Image als Ursprungsland der Pandemie zu verbessern. Vier Präparate sind einsatzbereit, zwei davon werden bereits in Massenproduktion hergestellt. Sie stammen beide von staatlichen Herstellern.
Herstellung weltweit
Mehr als zehn Länder rund um den Globus hat China schon mit einem seiner Impfstoffe beliefert. Auch wird intensiv an möglichen Kooperationen gearbeitet, sodass die Länder selbst die Substanzen herstellen können. Kürzlich hat man mit den Vereinigten Arabischen Emiraten einen derartigen Vertrag abgeschlossen. Dort bekommt das Präparat sogar einen arabischen Namen, "hayat", zu deutsch Leben.
Halbfertige Studien
Um die globale Verbreitung voranzubringen, nahm es China mit den notwendigen Studien nicht so genau. So wurden die Ergebnisse der sogenannten Phase-II- und Phase-III-Studien nur teilweise bekannt. Doch die vorliegenden Daten wiesen den beiden Vorreiter-Impfstoffen Sinovac und Sinopharm eine Wirksamkeit von um die 80 Prozent aus.
Lockdown trotz Impfrekord
In der Pandemie-Realität aber sieht das offensichtlich ganz anders aus. Schmerzhaft bekommt das etwa Chile zu spüren. Das lateinamerikanische Land hat es mit großzügigen Einkäufen und konsequenter Verimpfung von Sinovac zum Quasi-Impfweltmeister neben Israel gebracht. Doch der großen Freiheit ab Jahreswechsel folgte jetzt wieder ein harter Lockdown. Der Schutz vor Erkrankung beträgt nach Ergebnissen chilenischer Mediziner gerade einmal 54 Prozent – und das nach zwei Impfungen. Hat man erst eine Spritze bekommen, ist man kaum besser geschützt als ohne.
Günstige Preise
Ähnlich enttäuschend auch die Ergebnisse im Nachbarland Brasilien, das bei Infizierten und Toten ohnehin von einem Negativrekord zum nächsten taumelt. Auch dort erzielt Sinovac nur 50 Prozent Wirksamkeit.
Die beiden Impfstoffe werden nicht nur wegen des günstigen Preises geschätzt, sondern auch weil sie leichter zu handhaben sind als die High-Tech-Präparate von Pfizer oder Moderna. Sie werden nach bewährten Verfahren für Impfstoffe hergestellt und brauchen keine spezielle Kühlung. Das macht sie für Länder wie Brasilien mit einem schwachen Gesundheitssystem attraktiv. Dass es jetzt aber an der Wirkung hapert, nimmt eine brasilianische Expertin gegenüber der New York Times gelassen: "Es ist nicht der beste Impfstoff der Welt – aber absolut ausreichend."
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