Chemiewaffen? UNO fordert Überprüfung
Waren es Pestizide? Chemikalien? Sarin? Die Anzeichen mehren sich, dass es Sarin war, und dass damit im syrischen Bürgerkrieg chemische Waffen eingesetzt worden sind. Zu diesem Schluss kommt die US-Regierung. In einem Brief an den Kongress hat sie mitgeteilt, dass mit „unterschiedlichen Graden an Sicherheit“ gesagt werden könne, dass Gift in „kleinem Maßstab“ zum Einsatz kam. Dass das Regime tatsächlich Giftgas eingesetzt hätte, könne aber nicht mit Sicherheit gesagt werden.
Damit steht Syrien an einer „roten Linie“ – oder bereits darüber –, die die US-Regierung einst definiert hatte. Sollten C-Waffen zum Einsatz kommen, hatte US-Präsident Obama mit nicht näher definierten Konsequenzen gedroht. Eine Formulierung, die als klare Warnung vor einem Militäreinsatz zur Sicherung syrischer C-Waffenbestände verstanden wurde. Und US-Spezialeinheiten stehen in Jordanien bereit.
Es ist der 19. März dieses Jahres. Das Dorf Khan al-Assal am westlichen Stadtrand von Aleppo. 15 Menschen sterben an diesem Tag in dem Dorf an Vergiftungen. Die Rebellen sagen, es war Sarin, abgefeuert von Regime-Kräften. Die syrische Führung sagt, es habe sich um einen Chemiewaffeneinsatz syrischer Rebellen gehandelt. Selbige hatten in Internet-Videos anhand von Hasen bewiesen, dass sie Giftgas herstellen können.
So klar ist bis heute nicht, was in Khan al-Assal passiert ist. Überlebende berichteten von einem beißenden Geruch, andere haben nichts gerochen. Sarin ist geruchlos. Ärzte in Aleppo sprachen später davon, dass es sich wohl um Pestizide gehandelt habe, die von wem auch immer als Waffe benutzt worden seien.
Auch Sarin war als Insekten-Vernichtungsmittel entwickelt worden. Heute hat es ausschließlich als chemischer Kampfstoff einen Namen. Und Syrien besitzt laut Schätzungen das weltweit viertgrößte Arsenal.
Dabei ist Khan al-Assal längst nicht der einzige Fall, der untersucht wird. Die britische Regierung ließ aus Syrien herausgeschmuggelte Bodenproben testen und kam ebenfalls zu einem Ergebnis: Man verfüge über „begrenzte, aber überzeugende Informationen“, dass Giftgas zum Einsatz gekommen sei. „Der Einsatz chemischer Waffen ist ein Kriegsverbrechen“, so ein Sprecher von Downing Street 10. Er forderte Syriens Präsidenten Bashar al-Assad auf, den Beweis anzutreten, dass dieses Verbrechen nicht begangen worden sei.
Syriens Informationsminister dementierte wenig überraschend einen solchen Einsatz und beschuldigte die Rebellen. Zugleich aber verwehrt Syriens Regierung einem Team von UN-Experten, das Damaskus selbst angefordert hatte, die Einreise.
Den „ vollen und uneingeschränkten Zugang“ zu Syriens C-Waffen Arsenal für diese Experten hat nun UN-Generalsekretär Ban Ki-moon gefordert. Auf eine Bewertung der amerikanischen und britischen Erkenntnisse ließ sich Ban nicht ein.
Zugleich drängt Israel. Vize-Außenminister Zeev Elkin sagte, zu einer Militärintervention gebe es „keine Alternative“, sollte die Vereinten Nationen zum Schluss kommen, C-Waffen seien benutzt worden. Jetzt schaue die ganze Welt, was passiere, so Elkin. „Wenn man eine rote Linie definiert, hält man sich daran?“
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