"Nicht nachmachen!": Deutsche Medien lästern über Lockdown für Ungeimpfte

"Nicht nachmachen!": Deutsche Medien lästern über Lockdown für Ungeimpfte
Kommentatoren sehen die Coronapolitik im Nachbarland als "abschreckendes Beispiel". Der Lockdown für Ungeimpfte überzeugt sie nicht.

Was passiert da beim kleinen Nachbarn? Mit Sorge blicken viele Deutsche auf die anhaltend hohen Inzidenzen in Österreich und fürchten ein Überschwappen ins eigene Land. Und während in Berlin schärfere Maßnahmen und die 3-G-Pflicht in Öffis diskutiert wird, zerpflücken deutsche Journalisten die österreichische Corona-Politik. 

Die stets wortgewaltige Tageszeitung Bild titelte ihren bissigen Kommentar zum Thema mit "Bloß nicht nachmachen". Sie schreibt: 

"Lange galt Österreichs Corona-Politik als Blaupause für Deutschland. Schnell verschärfen, schnell lockern. Mit dem Lockdown gegen Ungeimpfte ist Österreich ein abschreckendes Beispiel geworden. Mal abgesehen von der brutalen Freiheitseinschränkung: Niemand weiß, ob es weniger Infektionen gibt, wenn Menschen zu Hause eingesperrt sind."

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung beschreibt, dass man in Österreich zunächst versucht habe, die Menschen von einer Impfung zu überzeugen, indem man den Restaurantbesuch nur mehr für Geimpfte und Genesene erlaubt. Mit überschaubarem Erfolg.

"In Österreich war der gleiche Effekt (dass sich nun mehr Menschen impfen lassen, Anm.) unter dem Begriff 'Schnitzelpanik' eingetreten, als Kanzler Schallenberg vor zwei Wochen einen Lockdown für Ungeimpfte ankündigte. Doch die Drohung kam zu kurzfristig, um den dortigen Corona-Tsunami durch eine deutlich höhere Impfquote zu brechen."

Bezüglich des daraus folgenden Lockdowns für Ungeimpfte ist die FAZ ähnlich skeptisch wie die Bild-Zeitung:

"Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte, immerhin ein Drittel der österreichischen Bevölkerung, treten nun in Kraft. Ob diese kaum zu kontrollierende Sanktion die Zahl der Geimpften auf mehr als 80 Prozent steigert, wird auch in Deutschland aufmerksam beachtet werden."

Die Nürnberger Nachrichten sehen die Stunde für eine allgemeine Impfpflicht gekommen: 

"Sie (die Politik in Deutschland, Anm.) sollte angesichts der Dramatik der Lage eine allgemeine Impfpflicht - natürlich mit begründeten Ausnahmen - zumindest prüfen. Das wäre am gerechtesten, am solidarischsten. Und zudem auch praktikabler als der heikle Lockdown für Ungeimpfte, den Österreich nun einführt. 2G scheint zu wirken; die Impf-Zahlen steigen. Gut so. Druck hilft also."

Und die Süddeutsche Zeitung mutmaßt, dass dem 2G in Deutschland schon bald ein Lockdown für Ungeimpfte folgen könnte - und nennt Österreich als Beispiel: 

"Wenn heute also (in Deutschland, Anm.) noch 2G als die Ultima Ratio gilt, die das weitere Anwachsen der Neuinfektionen brechen könnte, so könnte diese Ultima Ratio schon bald Richtung Lockdown verschoben sein. In den Niederlanden wurden jedenfalls am Wochenende erneute Kontaktsperren von nur vier Personen in Privathaushalten verhängt. (...) Es folgt Österreich, wo von diesem Montag an ein Lockdown für Ungeimpfte gilt."

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