"Werde jetzt ins Bett gehen": Fahriger Biden erreicht Ziele bei Vietnam-Besuch

"Werde jetzt ins Bett gehen": Fahriger Biden erreicht Ziele bei Vietnam-Besuch
Der 80-Jährige Joe Biden verstand mehrere Journalistenfragen nicht. Trotz des wenig souveränen Auftritts war der Besuch aus US-Sicht ein Erfolg.

Mehr als eineinhalb Stunden Verspätung bei einer Pressekonferenz - das ist selbst für US-Präsident Joe Biden ungewöhnlich. Biden traf am Sonntag in Vietnam den Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Nguyen Phu Trong - und der Termin dauerte nur etwas länger als geplant.

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Als der 80-jährige Biden dann später doch noch vor die Presse trat, versprach er sich häufig, sprach langsam und verstand die Fragen mehrfach nicht. Dafür machte er einen Ventilator verantwortlich. Nach der Antwort auf die letzte geplante Frage sagte Biden: "Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich werde jetzt ins Bett gehen."

Als die Journalistinnen und Journalisten Fragen in den Raum riefen, sprach Biden weiter. Schließlich unterbrach ihn seine Pressesprecherin Karine Jean-Pierre förmlich und beendete den Termin. Einen Grund für die Verspätung gab das Weiße Haus zunächst nicht an.

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Abgesehen von der fahrigen Art, mit der Biden seine Antworten vortrug, hatte deren Inhalt durchaus Substanz. Der Besuch in Vietnam, für den der US-Präsident extra vom G20-Gipfel in Neu-Delhi angereist war, war aus Sicht der US-Regierung nämlich ein großer diplomatischer Erfolg.

Die Vereinigten Staaten und Vietnam werteten ihre diplomatischen Beziehungen zu einer "strategischen Partnerschaft" auf: Eine Bezeichnung, die Vietnam sonst nur bei seinen Beziehungen zu Russland und China nutzt. Und das, obwohl das Land (damals Nordvietnam) einst einen erbitterten Krieg gegen das von den USA unterstützte Südvietnam führte und erst seit 1995 wieder formelle Beziehungen zu Washington pflegt.

Biden sprach deshalb auch von einem "historischen Moment", der gerade deshalb so wichtig war, weil man sich damit einen weiteren Verbündeten gesichert habe, um dem wachsenden Einfluss Chinas im Indopazifik etwas entgegenzusetzen.

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Das kommunistische Vietnam steht seinem großen Nachbarn im Norden eigentlich ideologisch nahe, fühlt sich aber seit Jahren bedroht, weil China weite Teile des südchinesischen Meeres - und dabei fast die gesamten vietnamesischen Hoheitsgewässer - für sich beansprucht.

Generalsekretär Nguyen nannte Biden im Anschluss an die holprige Pressekonferenz einen "Freund" und scherzte: "Sie sind nicht einen Tag gealtert, und ich würde sagen, Sie sehen sogar noch besser aus als früher." Selbst der sonst gerne Biden-kritische US-Sender Fox nannte den Besuch daher einen "großen Erfolg", ein Moderator vor Ort relativierte die verbalen Ausrutscher des Präsidenten sogar mit den Worten: "Er hat die ganze Nacht durchgearbeitet und ist wahrscheinlich ziemlich müde."

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Bei der außergewöhnlichen Pressekonferenz gab Biden zudem einen weiteren kleinen diplomatischen Erfolg bekannt: Er habe sich am Rande des G20-Gipfels in Indien mit Chinas Ministerpräsidenten Li Qiang getroffen, so der US-Präsident. Der 64-Jährige war als Vertreter seines Machthabers Xi Jinping zum Gipfel gereist.

Über Xi und die wirtschaftlich angespannte Situation in China sagte Biden: "Er hat im Moment alle Hände voll zu tun. Er hat eine überwältigende Jugendarbeitslosigkeit." Eine aus der Verzweiflung geborene Invasion der Insel Taiwan befürchtet Biden deshalb nicht: "Das Gegenteil ist der Fall, denn China hat wahrscheinlich nicht mehr die gleichen Möglichkeiten wie früher."

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Abschließend erklärte Biden, China grundsätzlich nicht schaden zu wollen: "Es ist mir ein ernstes Anliegen, die Beziehungen zu verbessern." Vielmehr wolle er sicherstellen, dass die USA und China eine Beziehung hätten, bei der alle auf dem aktuellen Stand seien und jeder wisse, worum es gehe. "Wir sind alle besser dran, wenn es China gut geht."

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