Beweise für das Massaker: Deutscher Geheimdienst hörte Russen in Butscha ab

Russian invasion of Ukraine
Die Funksprüche sollen nicht nur zeigen, wie russische Soldaten untereinander mit Morden an Zivilisten prahlten, sondern auch, dass das Massaker geplant war.

Der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) hat den Funk etlicher russischer Soldaten in der Ukraine abgefangen, darunter auch im Kiewer Vorort Butscha. Wie der Spiegel berichtet, beweisen die abgehörten Funksprüche, dass die Gräueltaten in dem Ort, anders als in Moskau behauptet wird, von den Russen begangen wurden und offenbar ganz bewusst Teil der Kriegstaktik waren.

So sollen die Soldaten etwa weitestgehend alltäglich Morde an Zivilisten in Butscha besprochen haben. Einzelne Funksprüche lassen sich demnach auch in Butscha fotografierten Leichen zuordnen. Diese Informationen soll der BND bereits an die zuständigen parlamentarischen Stellen in Berlin weitergegeben haben.

Ein Soldat erzählte seinen Kameraden etwa, er hätte gerade einen Mann von seinem Fahrrad geschossen - das Bild eines Toten neben seinem Fahrrad war in den vergangenen Tagen um die Welt gegangen. In einem anderen Funkspruch soll ein Mann sagen: Man befrage Soldaten zunächst, dann erschieße man sie.

Kalkulierte Gräueltaten

Die Aufnahmen des BND führen die Geheimdienstler zu dem Schluss, dass es sich bei den Gräueltaten weder um Zufallstaten handle, noch um Aktionen einzelner aus dem Ruder gelaufener Soldaten. Es sei nämlich erst dann in großem Ausmaß zu Angriffen auf Zivilisten gekommen, als die jungen russischen Rekruten vor Ort von erfahreneren Truppen und Söldnern wie der Wagner-Group oder den tschetschenischen Kadyrowzy-Kämpfern abgelöst wurden.

Das Material lege nahe, dass Morde an Zivilisten Teil des üblichen Handelns der russischen Militärs geworden seien, möglicherweise Teil einer Strategie. Es gehe darum, unter der Zivilbevölkerung Angst und Schrecken zu verbreiten und Widerstand zu ersticken.

In dem Ort Butscha waren nach dem Abzug russischer Militärs am Wochenende ein Massengrab und zahlreiche auf offener Straße liegende Leichen entdeckt worden. Die russische Regierung dementierte vehement, dass russische Kräfte für diese Kriegsverbrechen verantwortlich seien. Moskau spricht von gefälschten Fotos und Videos. Die Abhör-Erkenntnisse des BND könnten die Dementis aus Moskau möglicherweise entkräften.

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