Berlin: Möglicher Kontaktmann Amris festgenommen

Der völlig zerstörte Lkw nach dem Anschlag.
Bis Donnerstag werde geprüft, ob ein Haftbefehl beantragt wird. Amri soll außerdem kurz vor der Tat noch Nachrichten verschickt haben.

Neun Tage nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt bei der Berliner Gedächtniskirche hat die Polizei in der Hauptstadt einen Kontaktmann des mutmaßlichen Attentäters Anis Amri festgenommen. Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen 40-jährigen Tunesier aus Berlin, wie die Bundesanwaltschaft am Mittwoch in Karlsruhe mitteilte.

Demnach durchsuchten Ermittler des Bundeskriminalamts auf Grundlage eines Beschlusses des Ermittlungsrichters des Bundesgerichtshofs Wohn- und Geschäftsräume des Mannes. Nach Informationen des Spiegel lebt der Verdächtige in Berlin-Tempelhof.

Im Mobiltelefon Amris, das am Tatort gefunden worden war, sei die Nummer des Festgenommenen gespeichert gewesen, erklärte die Bundesanwaltschaft. Die Ermittlungen deuteten darauf hin, dass er in den Anschlag eingebunden gewesen sein könnte. Inwieweit sich der Verdacht erhärten lasse, bleibe abzuwarten. Bis Donnerstag werde geprüft, ob ein Haftbefehl beantragt werde, hieß es.

Vor Anschlag noch Fotos verschickt

Amri hat kurz vor seinem verheerenden Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz offensichtlich mit Gesinnungsgenossen kommuniziert. Wie Focus Online am Donnerstag unter Berufung auf Berliner Sicherheitskreise berichtete, habe Amri noch zehn Minuten vor seiner Terrortat, bei der er mit einem Sattelschlepper 12 Menschen rammte und tötete, über sein später im Führerhaus gefundenes Handy Sprachnachrichten und Fotos verschickt.

Neues Bild Amris veröffentlicht

Die Mailänder Polizei hat am Mittwoch ein zweites Bild des mutmaßlichen Berlin-Attentäters veröffentlicht, das am Donnerstagabend von Videokameras am Bahnhof Porta Nuova in Turin aufgenommen wurde. Zu sehen ist der schwarzgekleidete Tunesier mit einem Rucksack und einer Kapuze am Kopf.

Das Bild wurde am 22. Dezember um 22.14 Uhr aufgenommen. Amri soll von Turin aus einen Regionalzug nach Mailand genommen haben. Danach reiste er mit einem Bus weiter nach Sesto San Giovanni, einer Kleinstadt nördlich von Mailand, wo er bei einer Polizeikontrolle erschossen wurde. Die Ermittler hatten bereits am Dienstag das Foto Amris, das am Freitag um 0.58 Uhr aufgenommen worden war, veröffentlicht. Der Tunesier soll von Lyon über Chambery nach Italien gelangt sein. In der Bergortschaft Bardonecchia nahe Turin soll er kurz gehalten haben, um dann nach Turin zu gelangen.

Offenbar Flucht über Niederlande

Anis Amri ist bei seiner Flucht offenbar auch durch die Niederlande gereist. Der Tunesier sei in der Nacht zum 22. Dezember von der niederländischen Stadt Nimwegen mit einem Fernbus ins östfranzösische Lyon gefahren, verlautete am Mittwoch aus französischen Ermittlerkreisen.

Nimwegen liegt nahe der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Wie Amri von Berlin aus dorthin gelangte, war zunächst unklar. Der Bus fuhr den französischen Ermittlern zufolge zum Bahnhof Lyon-Part-Dieu, wo Amri später von einer Überwachungskamera gefilmt wurde. Von Lyon aus fuhr Amri mit dem Zug in die französische Alpenstadt Chambéry und dann nach Italien.

Keine offizielle Zeremonie für Opfer

Unterdessen verzichtet der Deutsche Bundestag auf eine offizielle Gedenkveranstaltung für die Anschlagsopfer. Eine zentrale Zeremonie sei im Bundestag nicht geplant, sagte ein Parlamentssprecher der Zeitung Münchner Merkur. Nach dem Amoklauf in München ohne islamistischen Hintergrund, bei dem im Juli neun Menschen getötet worden waren, hatten der bayerische Landtag und die Landesregierung der Opfer in einem Staatsakt im Landtag gedacht.

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