Deutsche Corona-Situation: "Österreich war nicht ganz unbeteiligt"

Markus Söder, Joachim Herrmann (rechts, beide CSU): Auf Österreich nicht gut zu sprechen.
Wie Ministerpräsident Söder hält auch Bayerns Innenminister Herrmann wenig von einer schnellen Öffnung zu Österreich: "Jeder kann 14 Tage Urlaub in Österreich machen, danach aber auch 14 Tage Quarantäne-Urlaub."

Der Innenminister des Bundeslandes Bayern, Joachim Herrmann, hat der österreichisch-deutschen Debatte über die baldige Grenzöffnung ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Grundsätzlich sei die Entscheidung "absolute Bundessache", sagte der CSU-Politiker beim Münchner Presseclub zu der Forderung aus Österreich nach Grenzöffnungen.

Aber: Er wolle "Österreich daran erinnern, dass es nicht ganz unbeteiligt war, dass Deutschland und speziell Bayern so stark betroffen sind", sagte Herrmann und spielte auf den zum europäischen Coronavirus-Drehkreuz avancierten Skiort Ischgl in Tirol an. Das Statement des bayerischen Innenministers in Richtung Österreich zitierten am Mittwoch sowohl Münchner Merkur als auch Bild Zeitung. Immerhin meinte er aber, niemand wolle "Kontrollen für ewig".

Derzeit müssen Deutsche, wenn sie aus dem Ausland kommen, nach wie vor 14 Tage in Quarantäne. Herrmann dazu: "Jeder kann 14 Tage Urlaub in Österreich machen, danach aber auch 14 Tage Quarantäne-Urlaub in Deutschland."

Angebot an Deutschland

Die österreichische Bundesregierung hatte im April eine bilaterale Vereinbarung mit Deutschland ins Spiel gebracht, auch um durch eine Grenzöffnung die Sommerurlaubssaison zu retten. "Die Einschränkung der Reisefreiheit wird uns in den nächsten Monaten noch erhalten bleiben. Wenn Länder aber auch auf einem sehr guten und positiven Weg sind, wie beispielsweise Deutschland, dann gibt es durchaus auch die Möglichkeit, dass man sich bilateral einigt", hatte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am 19. April in der Presse am Sonntag gesagt.

Wenig Interesse aus Berlin

Zu dieser Idee äußerte man sich in Deutschland skeptisch. Außenminister Heiko Maas (SPD) warnte Österreich ausdrücklich vor einem zu schnellen Hochfahren des Tourismus. "Was ein Infektionscluster in einem beliebten Urlaubsgebiet in den Heimatländern der Touristen anrichten kann, haben wir bereits erlebt", sagte Maas im Hinblick auf die Geschehnisse im Tiroler Ischgl.

Wenig später warb Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am 30. April sogar um deutsche Österreich-Fans: Diese mögen doch lieber nach Bayern kommen. "Für all diejenigen, die sich Österreich als Urlaubsort vorstellen können, kann ich dann einfach nur sagen: Bayern ist genauso schön", sagte der christlichsoziale Ministerpräsident im ZDF. "Also wer Österreich genießen will, kann das auch in Bayern tun."

Heimreise mit Virus

Die Tiroler Ski-Destinationen, insbesondere die Après-Ski-Hochburg Ischgl, waren im März international in die Schlagzeilen geraten. Auch die Umstände der Abreise der Feriengäste aus den Tiroler Wintersportorten Ischgl und St. Anton nach Verkündung der Quarantäne löste Kritik aus. So landeten viele internationale Urlauber noch in Innsbrucker Hotels und anderen Tiroler Herbergen, bevor sie die Heimreise antraten.

Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) wollte am 16. März in der "ZiB2" allerdings keine Fehler der Tiroler Behörden erkennen. Er betonte die Eigenverantwortung der Gäste, und dass man mit Formularen vereinbart habe, dass sie "zügig durch Tirol und Österreich durchfahren" und sich zuhause zwei Wochen in Quarantäne begeben.

Die Vorgänge in Ischgl sind mittlerweile auch ein Fall für die Staatsanwaltschaft.

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