Corona-Herd Ischgl: Verantwortliche weisen Schuld zurück

Corona-Herd Ischgl: Verantwortliche weisen Schuld zurück
Das Krisenmanagement der Tiroler Behörden steht nach der Ischgl-Posse unter schwerem Beschuss.

Was sich in Ischgl begab, dürfte spätestens nach der Corona-Krise näher untersucht werden. Am 5. März teilte das Land Tirol mit, dass mehrere Isländer nach einem Skiurlaub im Tiroler Oberland in ihrer Heimat positiv auf Corona getestet wurden, sich aber beim Heimflug angesteckt haben dürften. Island riet in der Folge seinerseits von Ischgl-Urlauben ab und stellte die Ischgl-Urlauber unter Quarantäne. Es sollte sich später noch herausstellen: Die Isländer hatten sich im Skiort angesteckt, nicht beim Flug.

Am 7. März wurde dann der Barkeeper eines Après-Ski-Lokals positiv getestet, am 9. 3. dann 15 Personen aus seinem Umfeld. Zunächst wurde das Lokal dicht gemacht, einen Tag später folgten alle Après-Ski-Bars.

Erst am 13. März wurden Ischgl und das Paznauntal sowie St. Anton am Arlberg unter Quarantäne gestellt. Zwei Drittel der bis dahin 170 positiv getesteten Personen hatten einen Bezug zu diesen Gebieten.

"Vorgangsweise richtig"

Nicht umsonst wurden in den vergangenen Tagen Vorwürfe laut, dass die Ski-Hochburg Ischgl europaweit die Corona-Krise befeuert hätte. Immerhin reagierte Island schneller auf die Corona-Gefahr in Ischgl als das Land Tirol.

Tiroler Gesundheitslandesrat Tilg: "Behörden haben richtig reagiert"

Bernhard Tilg, Gesundheitslandesrat von Tirol, wies in der ZiB2 am Montagabend jedwede Kritik zurück: "Ich denke, grundsätzlich, die Gesamt-Vorgangsweise war richtig." Mehrere Hundert Touristen, die aus den Quarantäne-Gebiete abreisen mussten, haben laut Medienberichten in Hotels in Innsbruck übernachtet. Tilg meinte, er wisse nur von vier Übernachtenden.

Seit drei Wochen tage nun der Krisenstab in Tirol, beteuert Tilg. Tirol ist derzeit die österreichische Lombardei: Bei 600.000 Einwohner kommt ein Drittel aller Corona-Positiven aus diesem Bundesland. "Tirol ist natürlich auch ein sehr großes Touristenland", erklärt Tilg - worauf man auch "stolz" sei. Eine Schuld treffe Tirol nicht. Der Coronavirus sei in das Paznauntal von Außen hinein getragen worden. Der Gemeinde Ischgl könne man keinen Vorwurf machen.

Platter: "Haben gehandelt"

Auch der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter betonte im KURIER-Interview: "Wir haben alles getan, als bekannt wurde, dass wir einen Infizierten in Ischgl haben. Das Lokal wurde geschlossen. Tirol war auch das erste Land, das seine Universitäten dichtgemacht hat und das erste, das die Wintersaison beendet hat."

Dass es "riesigen Krach" mit den Seilbahnunternehmen gegeben hätte, wies Platter nicht zurück. "Dennoch haben wir gehandelt." Jetzt gelte es, italienische Verhältnisse zu vermeiden.

Entsetzen auf Social-Media

Vor allem auf dem Kurznachrichtendienst Twitter reagierten Zuschauer entsetzt auf das Interview mit Gesundheitslandesrat Tilg. Mehrere User forderten dessen Rücktritt, zeigten sich "sprachlos" und sprachen von einem "Skandal".

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