Bayerns Innenminister für Rücktransport von Migranten nach Libyen

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann
Joachim Herrmann fordert auch Lager in "Libyen oder anderen nordafrikanischen Ländern".

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann hat dafür plädiert, aus dem Mittelmeer gerettete Flüchtlinge und Migranten nach Libyen zurückzubringen. "Wir müssen dazu kommen, natürlich alle vor dem Ertrinken zu retten, aber sie eher wieder an die afrikanische Küste zurückzubringen", sagte der CSU-Spitzenkandidat für die deutsche Bundestagswahl in einem Interview des Deutschlandfunks.

Dazu liefen aktuell Verhandlungen zwischen Libyen und Italien, so Hermann in dem Interview, das am Sonntag ausgestrahlt werden soll. Wenn es dazu komme, müssten in Libyen oder anderen nordafrikanischen Ländern Lager eingerichtet und diese unterstützt werden. "Dann geht es darum, dass es dort genügend zu essen und zu trinken gibt, dass es dort Schuldbildung für die Kinder gibt", sagte Herrmann.

"Lage in Libyen zweifellos schwierig"

Es sei generell vernünftig, dass jemand, der vor einem Bürgerkrieg fliehe, in der Nähe seiner Heimat Zuflucht finde. "Es ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht unbedingt naheliegend, dass jemand, der vor dem Bürgerkrieg im Irak flieht, nach Deutschland kommt." Die Lage in Libyen sei zwar zweifellos schwierig, es gebe aber noch andere nordafrikanische Staaten. Außerdem stammten die Flüchtlinge überwiegend aus Länder weiter südlich in Afrika. "Insofern müssen wir überall überlegen, wo wir entsprechende Aufnahmecamps schaffen können."

Zur Eindämmung der Flucht über das Mittelmeer hat Italien einen Einsatz seiner Marine vor der libyschen Küste beschlossen. Italien ist derzeit Hauptankunftsland von Migranten und Flüchtlingen in der EU. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind in diesem Jahr bisher mehr als 110.000 Menschen über das Mittelmeer nach Europa gekommen. Mehr als 93.000 davon landeten an italienischen Häfen in der EU an. Die meisten starten die gefährliche Reise von Libyen aus, oft von Schleppern auf seeuntüchtige Boote gebracht.

Hinweis: Zwei KURIER-Reporter begleiten aktuell die Crew eines Rettungsschiffes von Ärzte ohne Grenzen im Mittelmeer. Hier berichten sie regelmäßig über die Ereignisse an Bord.

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