Barcelona: "Wir fordern Referendum über Unabhängigkeit"

Barcelona: "Wir fordern Referendum über Unabhängigkeit"
Der "Außenminister" der Region Katalonien über den Weg der Unabhängigkeit und den Konflikt mit Madrid.

Separatist, die Bezeichnung lässt sich Alfred Bosch nicht gerne gefallen. Dass Kataloniens Regionalregierung, deren „Außenminister“ der 58-jährige ist, die Unabhängigkeit von Spanien anstrebt, das habe mit Separatismus nichts zu tun: „Wir sind Republikaner, und was wir fordern, sind Bürgerrechte und Demokratie.“ Das Ziel seiner Regierung sei natürlich die Unabhängigkeit, aber man wolle die Katalanen darüber entscheiden lassen: „Wir fordern ein Referendum über die Unabhängigkeit. Lasst uns abstimmen. Es gibt keinen anderen Weg, um das Problem zu lösen.“

Barcelona: "Wir fordern Referendum über Unabhängigkeit"

"Außenminister" Alfred Bosch

 

Gespräch verweigert

Dass die spanische Regierung diese Unabhängigkeit als Bruch der Verfassung betrachtet und ablehnt, kann und will Bosch nicht hinnehmen: „Wir werden unsere Ideen nicht fallenlassen. Das wäre, als würde man auf Demokratie verzichten.“

Dieses Recht auf Demokratie gestehe Madrid den Katalanen nicht zu. Der sozialistische Regierungschef Pedro Sanchez müsse endlich bereit sein, mit Katalonien über dessen Zukunft zu verhandeln. Gerade von Sanchez zeigt man sich enttäuscht. Immerhin sei ihm der Sturz der konservativen Regierung vor zwei Jahren nur mit der Unterstützung der Parteien aus Katalonien geglückt. Doch Sanchez, der immer von Dialog mit Katalonien gesprochen habe, habe genau den abgebrochen: „Er ist vom Verhandlungstisch aufgestanden und nie mehr zurückgekehrt.“

Dass Sanchez nur auf Grundlage der spanischen Verfassung verhandeln und daher über die Unabhängigkeit nicht sprechen will, sieht Bosch als Gesprächsverweigerung. Sanchez stehe immer mehr unter dem Einfluss von Spaniens rechten politischen Parteien: „In Madrid glaubt man, dass man das Problem nur mit Polizeigewalt lösen kann, und indem man unsere Politiker ins Gefängnis schickt. So wird alles nur noch schlimmer.“

Auch die Parlamentswahlen in Spanien am kommenden Sonntag geben da wenig Anlass zur Hoffnung. Der erwartete knappe Sieg der Sozialisten wird die Pattstellung zwischen Barcelona und Madrid voraussichtlich nur einzementieren.

„Es kann lange dauern“

Umso unermüdlicher reist Bosch durch Europa, um Verständnis für die Unabhängigkeitsbewegung zu bekommen. Schließlich liege die Zukunft für ein unabhängiges Katalonien in der EU: „Wir sind nicht wie die Brexit-Anhänger, sondern überzeugte Europäer, teilen alle europäischen Grundwerte.“

Dass man in anderen EU-Ländern, wie auch in Österreich, von der einseitig erklärten Unabhängigkeit einer Region nichts hören will, will Bosch so nicht wahrhaben. Es gebe allerorten Unterstützer. Und außerdem habe man in Katalonien, was die Unabhängigkeit betrifft, einen langen Atem: „Auch wenn es lange dauert, eines Tages kommen wir zu unserem Recht.“

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