Babis feuerte obersten Corona-Berater wegen Match-Besuchs

Babis feuerte obersten Corona-Berater wegen Match-Besuchs
Einige Stunden vor Teilnahme an Europa-League-Spiel plädierte Prymula für möglichst harten Lockdown. Er musste im Herbst bereits als Gesundheitsminister gehen.

Der tschechische Regierungschef Andrej Babis hat seinen Corona-Berater Roman Prymula fristlos gefeuert. Grund dafür ist, dass Prymula mit einigen weiteren Prominenten am Donnerstagabend das Europa-League-Spiel zwischen Slavia Prag und Leicester City besucht hat, obwohl in Tschechien Sportveranstaltungen seit Monaten für die Öffentlichkeit geschlossen sind.

Die Affäre ist umso pikanter, weil Prymula nur einige Stunden zuvor im Fernsehen für einen möglichst harten Lockdown in Tschechien plädiert hatte. "Herr Prymula ist ein großer Epidemie-Fachmann, allerdings fehlt ihm die soziale Intelligenz. Das ist schlecht wegen der Fußballfans, die nicht ins Stadion dürfen, und wegen der Menschen, von denen wir wollen, dass sie vor allem zu Hause bleiben", begründete Babis die Entlassung des Beraters.

Dabei hat Prymula eigentlich gar keine Corona-Vorschrift verletzt. Für das Fußballspiel galt nämlich eine Ausnahmegenehmigung des Gesundheitsministeriums, die ausgewählten Personen den Besuch von Europa-League-Spielen erlaubte. Der Aufschrei der Öffentlichkeit war jedoch wegen Prymulas öffentlich vorgetragener harter Haltung in der Frage des Lockdowns groß.

Prymula selbst verteidigte sich mit den Worten, dass er das Stadion mit einem nur zwei Stunden alten negativen Coronatest betreten und auch eine Schutzmaske getragen habe. Außerdem argumentierte er, er habe in der letzten Zeit keinen Urlaub gehabt. "Es scheint, dass ich nur zu Hause sein darf", fügte Prymula ironisch hinzu.

Aufregung herrscht zudem über die Tatsache, dass weitere Prominente das Fußallspiel besuchten. Gesehen wurde etwa der Chef der Staatspräsidentenkanzlei, Vratislav Mynar, der Chef des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens, Petr Dvorak, die bekannte Tennisspielerin und Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova oder der Europaabgeordnete Alexandr Vondra.

Prymula war im Herbst als Gesundheitsminister entlassen worden. Er hatte damals ein geheimes Treffen in einem Prager Restaurant, obwohl dieses wegen Corona geschlossen war. Die tschechischen Boulevardmedien erwischten ihn jedoch.

Prymula galt bisher als "Symbolfigur" der Corona-Bekämpfung in Tschechien. Im Frühjahr 2020 hatte Tschechien die erste Coronawelle erfolgreich überstanden, was vor allem Prymulas Verdienst war. Damals war er stellvertretender Gesundheitsminister. Als eines der ersten europäischen Länder hatte Tschechien damals auf strikte Regeln zum Maskentragen gesetzt. Nach dem Sommer wurde Tschechien jedoch zum Corona-Krisenland, was unter anderem der Einschleppung des Virus durch Adria-Urlauber zugeschrieben wurde.

Prymulas jüngste Affäre fällt in eine Zeit, in der Tschechien mit seinen 10,7 Millionen Einwohnern die höchsten Infektionszahlen in der EU aufweist. Die Neuinfektionszahlen liegen trotz der höchsten Quarantänestufe an Werktagen schon wieder über der 10.000-Marke (am gestrigen Donnerstag waren es 11.553), die 14-Tage-Inzidenz liegt bei 968. Die Experten führen es auf die schon starke Verbreitung der britischen Mutation des Coronavirus zurück.

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