Schallenberg: "Wir sind knapp unter dem Siedepunkt"

Außenminister Alexander Schallenberg, KURIER-Außenpolitikchef Andreas Schwarz.
Der Außenminister spricht im KURIER-Interview über den Brexit, den Nahen Osten, Hacker, Russland und den diplomatischen Dienst.

Alexander Schallenberg ist der einzige Minister aus der Übergangsregierung im türkis-grünen Kabinett. Am Rande des Brüsseler Ministertreffens zu Nahost sprach der KURIER mit dem Minister.

KURIER: Herr Minister, Sie haben vor vier Monaten im Interview ausgeschlossen, auch in der nächsten Regierung Außenminister zu sein. Wieso jetzt der Sinneswandel?

Alexander Schallenberg: Es war eindeutig nicht Teil meiner Lebensplanung. Aber ich fühle mich sehr geehrt und stolz, dass ich vom Bundeskanzler gefragt wurde, seinem Team anzugehören.

In der Übergangsregierung waren Sie Verwalter, haben Sie gesagt, nicht politische Persönlichkeit – was macht Sie plötzlich zur politischen Persönlichkeit?

Wir sind vom Verwalten zum Gestalten übergegangen, ich bin jetzt Teil einer politischen Regierung.

Im selben Interview war damals von Gesprächen über eine Beobachtermission der EU für den Persischen Golf die Rede – die gibt es heute noch nicht. Wie schnell ist die EU-Feuerwehr, wenn’s brennt?

Es braucht sicher Zeit, bis sich die Maschinerie der EU in Bewegung setzt, das stimmt. Aber wenn sie es tut, dann tut sie es sehr konsequent auf Basis eines Konsenses aller Mitgliedstaaten, was ihr Tiefe und Glaubwürdigkeit verleiht.

Echt jetzt? Die Tötung des iranischen Generals Soleimani war am 3. Jänner, die Lage ist stündlich eskaliert – und die EU-Außenminister treffen sich eine Woche später zur Krisensitzung ...

Das ist ja nicht das erste Mal, dass wir über das Thema reden. Wir haben einen Hohen Vertreter, Joseph Borrell, der rasch reagiert hat, wir waren im telefonischen Kontakt, es haben sich die Experten in Brüssel getroffen. Die EU war nicht untätig.

Kommentare