Aus der Luxuswelt in die Kampfzone

Massive Security-Präsenz verhindert nicht, dass es in Kabul jeden Monat zu mindestens zwei großen Anschlägen kommt.
Der Außenminister will in Afghanistan auch prüfen, ob Hilfsmittel richtig eingesetzt werden.

Alarmstufe rot um Michael Spindelegger. Der österreichische Außenminister wird heute, Freitag, nach einem Besuch in der Luxus- und Glitzerwelt Dubais und Abu Dhabis mitten in der Kampfzone Afghanistans erwartet. Die Sicherheitsvorkehrungen für die zweitägige Visite in Kabul sind gigantisch.

Mitglieder des österreichischen Heeresnachrichtendienstes wurden in die Fünf-Millionen-Stadt am Hindukusch entsandt. Mit der Security vor Ort sollen sie den Schutz Spindeleggers gewährleisten. Zwei gepanzerte Limousinen wurden für die Delegation abgestellt. Doch Insider wissen: Gegen 20 Kilogramm Sprengstoff oder einen Volltreffer einer Granate hilft die dickste Panzerung nichts.

Hotel-„Festung“

Untergebracht sind die Besucher aus Österreich im Serena-Hotel. Es ist schon länger zu einer wahren Festung ausgebaut worden, weil hier internationale Staatsgäste und andere Ausländer absteigen. Brisant: Zuletzt haben sich die Anschlagsdrohungen der radikal-islamischen Taliban gerade gegen dieses Hotel massiv verstärkt. Und die Terroristen sind immer noch gut organisiert. Zwei große Anschläge pro Monat „gelingen“ ihnen in der afghanischen Hauptstadt. Die kleineren zählt gar niemand mehr.

Auf die KURIER-Frage, ob es das Risiko angesichts des feindlichen Umfelds wert sei, nach Kabul zu reisen, sagte der Außenminister: „Wir haben die Lage von unseren Experten genau prüfen lassen, und es ist natürlich höchste Vorsicht geboten. Aber wir sind zur Einschätzung gekommen, dass es möglich ist.“ Er wage den Trip, weil „ich mir direkt ein Bild davon machen will, wie der Aufbau der innerstaatlichen Strukturen vorankommt und ob die Regierung die Mittel ordnungsgemäß einsetzt“, so Spindelegger, der als erster österreichischer Außenminister seit 1971 Kabul besucht und unter anderem mit seinem afghanischen Amtskollegen Zalmay Rassoul und Präsident Hamid Karzai zusammentreffen wird.

„Wir wollen dem Land nach dem für 2014 geplanten Abzug der internationalen Truppen über drei Jahre lang mit insgesamt 18 Millionen Euro unter die Arme greifen“, sagte Spindelegger. Das Geld solle in einen UN-Fonds fließen. Seit 2002 hat Österreich bereits neun Millionen Euro in das Krisenland am Hindukusch überwiesen. Die Mittel wurden für Entminungsprojekte, die Bekämpfung des Drogenanbaus und -handels sowie für Programme zur Stärkung der Rechte der Frauen verwendet.

Zudem will der Außenamtschef ein Abkommen mit Kabul auf Schienen stellen, das die Rückführung afghanischer Flüchtlinge aus Österreich ermöglicht. „Rund ein Viertel aller Asylanträge im Vorjahr waren von Afghanen“, so Spindelegger. In Zahlen: Mehr als 4000 Personen aus Afghanistan haben 2012 um Asyl angesucht, 60 Prozent wurden abgelehnt. Da es aber kein Rückführungsabkommen gebe, so der ÖVP-Chef, dürften auch diese in Österreich bleiben.

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