Wenn Frauen am Tisch ein Problem sind

Außenminister Michael Spindelegger im Gespräch mit dem saudischen Kronprinzen Salman Spindelegger und der saudische Kronprinz Salman.
Spindelegger in Riad: Österreichs Außenminister spricht die Gleichberechtigung an.

Die strikte Geschlechtertrennung in Saudi-Arabien machte auch der österreichischen Besuchergruppe unter der Führung von Außenminister Michael Spindelegger zu schaffen: Zwar gibt es in Restaurants auch „Familienzimmer“, doch ein solches wurde der Delegation nicht gewährt, weil der Frauenanteil zu gering war. Also musste das „Mixed Dinner“ in der Küstenstadt Jeddah in ein Hotel verlegt werden.

Alltag in Saudi-Arabien, wo Frauen stets von fremden Männern getrennt sind und keine Rechte haben. Sie müssen die Abaja, den Ganzkörperschleier, tragen (auch Ausländerinnen), werden oft zwangsverheiratet und dürfen nicht selbst Auto fahren. „Ich habe in meinem Gespräch mit Prinz Saud al Faisal auf diesen Missstand hingewiesen und ihm gesagt, dass Gleichberechtigung eine Gesellschaft voranbringt“, sagte Spindelegger, der in Riad am Dienstag auch mit der Nummer eins und zwei in der Thronfolge, Kronprinz Salman und Vize-Kronprinz Muqurin, zusammentraf. In einer Pressekonferenz sprach Außenminister Al Faisal von einem „Prozess“ der Öffnung, der eingeleitet worden und unumkehrbar sei.

Tatsächlich gibt es zarte Veränderungen: So setzte König Abdullah eine 20-Prozent-Frauenquote im Shurarat durch – das ist eine Art Parlament, dessen Mitglieder vom Monarchen ernannt werden und das beratende Funktion hat. Ab 2015 sollen Frauen zudem bei kommunalen Urnengängen das aktive und passive Wahlrecht erhalten.

Ungeduldige Frauen

Diese Reformansätze sind dringend nötig, denn es gibt im Land der strengen Religionswächter immer mehr top ausgebildete junge Frauen, die sich mit der jetzigen Situation nicht mehr abfinden wollen. Bei einem Besuch in der König-Al-Faisal-Universität in Riad wurde das klar. Es ist die einzige Uni des Landes, an der beide Geschlechter gemeinsam studieren können. Allerdings streng getrennt – die Burschen im Erdgeschoß und im ersten Stock, die Mädchen im zweiten und dritten Stock. Es gibt auch gemischte Vorlesungen. Dabei sitzen die Männer im Parkett, die Frauen auf einer Galerie, abgetrennt durch eine Milchglasscheibe.

„Unsere Uni, die 2008 eröffnet wurde, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung“, sagt Saphia Ikram, Sprecherin der Hochschule. Die britische Muslimin, eine Alleinerzieherin, lebt seit sechs Jahren in Saudi-Arabien, „und in dieser Zeit hat sich wirklich viel verändert“, sagt sie. Zwar sind nach wie vor viele Berufe für Frauen nicht zugänglich – immerhin gibt es seit einigen Monaten erstmals in Supermärkten Kassiererinnen –, doch sie sind wild entschlossen, den Arbeitsmarkt aufzumischen.

Neben den Frauenrechten thematisierte Spindelegger in Riad auch die „grauenhaften Hinrichtungen durch Köpfungen“. Allein im Vorjahr waren es laut offiziellen Abgaben 76. Diese Form der Todesstrafe sei für Österreich und die EU inakzeptabel. Der Außenminister forderte als ersten Schritt ein Moratorium – stieß bei seinem Amtskollegen aber auf wenig Entgegenkommen.

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