Aus Afrika stammender Aktivist zieht mit Stiefeln in Parlament in Rom ein
Der aus Cote d'Ivoire stammende Gewerkschaftsaktivist Aboubakar Soumahoro ist als einziger dunkelhäutiger Abgeordneter in das neue italienische Parlament eingezogen. In der Abgeordnetenkammer erschien der 42-Jährige am Donnerstag mit schlammigen Gummistiefeln zu Ehren der afrikanischen Feldarbeiter, für deren Befreiung aus der modernen Sklaverei er gekämpft hat. Soumahoro wurde bei den Parlamentswahlen am 25. September für die links-grünen Liste gewählt.
Seit Jahren kämpft Soumahoro für höhere Löhne und bessere Arbeits- und Lebensbedingungen für die meist aus Afrika stammenden Saisonarbeiter in Süditalien. Er war selbst einst Erntehelfer in Italien. Jetzt organisiert er Streiks und Demonstrationen und klärt Arbeiter über ihre Rechte auf. Er ist zu einer Symbolfigur des Widerstands gegen die migranten- und menschenfeindliche Arbeitsbedingungen geworden. In den sozialen Netzwerken wurde seine Wahl zum Parlamentarier von einigen als Hoffnung für Italiens darniederliegende Linke gefeiert. Allerdings sind seine Möglichkeiten gegen die Einwanderungspolitik der möglichen neuen Rechtsregierung unter der Postfaschistin Giorgia Meloni aufzutreten, wird das Parlament doch von Rechtsparteien dominiert.
"Ich trage diese Gummistiefel, ein Symbol für die Leiden und Hoffnungen des wahren Italiens, das mit mir ins Parlament geht, um Gesetze zu verabschieden, im Gedenken an diejenigen, die an Überarbeitung gestorben sind, an diejenigen, die diskriminiert werden, und an diejenigen, die hungern. Mit den Füßen im Schlamm der Realität und mit dem Geist im Himmel der Hoffnung", so Soumahoro.
"Hier im Parlament werden wir für all jene kämpfen, die in unserer Gesellschaft die letzten sind und in totaler Armut leben", erklärte Soumahoro. Er werde sich auch für die Abschaffung der restriktiven Einwanderungsgesetze in Italien engagieren.
"Moderne Sklaven"
Von den rund 1,5 Millionen Menschen, die in der italienischen Landwirtschaft arbeiten, ist nach Schätzungen der Sozialversicherungsbehörde INPS jeder Vierte irregulär beschäftigt, in Süditalien jeder Dritte. Migranten sind besonders erpressbar. Nach Schätzungen leben rund 80.000 von ihnen in Italien wie moderne Sklaven. Wer eine Aufenthaltsgenehmigung hat, die an einen Arbeitsvertrag geknüpft ist, darf seinen Job nicht verlieren. Und wer illegal im Land ist, ohne Papiere, hat keine Rechte.
Das weiß Soumahoro genau, weil er dies am eigenen Leib erfahren. Als 20-Jähriger war er Ende 1999 aus Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste) nach Italien gekommen, weil er studieren wollte. Er reiste mit einem drei Monate gültigen Touristenvisum ein. Danach hatte er keinen legalen Aufenthaltsstatus und arbeitete auf einer Tomatenplantage nahe Neapel, verdiente dabei 20 Euro am Tag für zehn Stunden Arbeit. Später begann er, zu Versammlungen zu gehen, sich über seine Rechte zu informieren und wurde Mitgründer des italienischen Migranten-Komitees.
Inzwischen ist er ein bekannter Gewerkschafter und studierter Soziologe. Er hat die italienische Staatsbürgerschaft erhalten. Über die Kämpfe der Landarbeiter konnte er in vielen wichtigen Fernsehsendern sprechen, das Wochenmagazin L'Espresso widmete ihm die Titelseite, auf der er neben dem Lega-Vorsitzenden Matteo Salvini stand, quasi als Gegensatz. Jetzt setzt er als Parlamentarier seinen Kampf fort.
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