Atomwaffen-Dokumente in der Villa: Was wollte Trump damit?
Ging es um lukrative Bemühungen, Saudi-Arabien Atomkraft zu verkaufen? Wollte Donald Trump mit hochsensiblem Wissen über Nuklearwaffen bei Russlands Präsident Wladimir Putin punkten? Die FBI-Razzia gegen Donald Trump bekommt einen dramatisch neuen Dreh. Wie die Washington Post berichtet, galt die von Justizminister Merrick Garland persönlich abgesegnete Aktion im Sommersitz Mar-a-Lago auch der Suche nach Geheim-Dokumenten über Atomwaffen.
In sozialen Medien wird tausendfach darüber spekuliert, dass Trump nach Ende seiner Präsidentschaft mit Geheimnissen, die die nationale Sicherheit der USA tangieren, womöglich Kasse machen wollte. Dabei werden enge Verbindungen zum saudischen Königshaus als bedenkliche Indizien angeführt: Gerade haben die Saudis auf Trump-Gelände in New Jersey ein millionenschweres Golf-Turnier finanziert und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner zwei Milliarden Dollar für ein Investment zur Verfügung gestellt.
Noch über „top secret“
Trump soll laut New York Times illegal Unterlagen mit in sein Privat-Domizil genommen haben, die in der Sicherheitsstufe noch über „top secret“ rangierten. Die Befürchtung, dass die Dokumente in dem regelmäßig von ausländischen Politikern besuchten Mar-a-Lago „in falsche Hände“ geraten könnten, sei eine wichtige Triebfeder für den FBI-Besuch gewesen.
Trump geht zum Gegenangriff über
Unklar bleibt allerdings, ob besagte Atomwaffen-Papiere bei der achtstündigen Durchsuchung gefunden wurden. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, soll das FBI bei der Hausdurchsuchung elf Pakete an als "streng geheim" eingestufte Dokumente beschlagnahmt. Der 76-Jährige nutzte die Hausdurchsuchung auf seinem Kurzmitteilungsdienst „Truth Social“ sofort zur Gegenattacke.
Trump bezeichnete die Spekulation, er habe Nuklear-Informationen gebunkert als Schwindel. Dass das FBI beim Zugriff am Montag seinen Anwälten den Zutritt demonstrativ verwehrt habe, könne darauf hindeuten, dass man ihm falsche Beweise unterschieben wollte.
Erinnerung an den Kalten Krieg
Wie toxisch und aufgeheizt die Debatte um den FBI-Einsatz ist, in der sich Trump-Gegner und -Anhänger feindselig gegenüberstehen, zeigen zwei Details. Historiker erinnerten gestern sehr pointiert an das Jahr 1953. Damals landeten die Moskau-Spione Julius und Ethel Rosenberg in den USA nach einem Strafprozess auf dem elektrischen Stuhl. Sie hatten atomare Geheimnisse an die Sowjetunion verraten.
Die Gegenseite: Aufgestachelt durch die von Trump und prominenten Republikanern seit Wochenbeginn zur Schau getragene Wut auf die Behörden griff der 42-jährige Trump-Fan Ricky Shiffer zur Selbstjustiz. Der bereits bei der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar 2021 auffällig gewordene Mann stürmte am Donnerstag schwer bewaffnet ein FBI-Regionalbüro in Ohio.
Justizminister kontert
Im Laufe einer Verfolgungsjagd zog Shiffer laut Polizei eine Waffe und wurde erschossen. In sozialen Medien hatte der Täter zuvor aufgerufen, sich mit Waffengewalt gegen den Staat zur Wehr zu setzen, der es auf Trump abgesehen habe.
"Hexenjagd"
Während also rechte Verschwörungskreise und Trump-treue Republikaner hyperventilierten, drehte Justizminister Garland den Spieß um.
Der 69-Jährige verwahrte sich vor der Presse gegen den Vorwurf der politisch motivierten Hexenjagd: Er habe sich die Unterzeichnung des Durchsuchungsbefehls nicht leicht gemacht. Seit Monaten habe sein Haus versucht, auf „weniger aufdringliche Art“ Trumps dazu zu bewegen, in Mar-a-Lago rechtswidrig gelagerte Dokumente wie vorgeschrieben an das National-Archiv abzugeben. Das sei nicht passiert.
Die wahren Hintergründe der Razzia wird wohl erst der dazu gehörende „Affidavit“ geben; ein juristischer Beipackzettel samt eidesstattlichen Aussagen der Top-Fahnder, der die möglichen Straftaten Trumps beschreibt. Wann und ob das versiegelte Dokument öffentlich wird, ist unklar.
Trump jedenfalls ließ erklären, er werde die Veröffentlichung des Durchsuchungsbefehls nicht torpedieren. Die Kopien sind ohnehin in seinem Besitz - und zwar seit der Razzia.
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