"Atombombe eine Option": Netanjahu suspendiert Minister nach umstrittener Aussage

"Atombombe eine Option": Netanjahu suspendiert Minister nach umstrittener Aussage
Der israelische Kulturerbeminister Amichai Eliyahu nannte in einem Radiointerview eine Atombombe auf Gaza als "Option".

Der israelische Kulturerbeminister Amichai Eliyahu hat am Sonntag auf die Frage während eines Radiointerviews, ob man eine Atombombe auf den Gazastreifen werfen sollte, geantwortet: "Das ist eine der Optionen."

Der ultranationalistische Minister hatte zudem nahegelegt, Israel solle die von der Hamas entführten Geiseln opfern. "Im Krieg bezahlen wir eben einen Preis", sagte Eliyahu auf eine Frage des Interviewers zum Schicksal der Geiseln im Falle eines Atombombenabwurfs.

Eliyahu sprach sich während des Interviews mit dem Radiosender Kol Barama auch gegen die Einfuhr humanitärer Hilfe in den Gazastreifen aus. "Wir würden den Nazis auch keine humanitäre Hilfe geben", sagte er. Es gebe keine unbeteiligten Zivilisten in dem Küstenstreifen, die Bevölkerung unterstütze die Hamas.

Eliyahu wurde vorübergehend suspendiert.

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"Sie können in die Wüste gehen"

Er sprach sich für eine Wiedereroberung des 2005 geräumten Gebiets und die Rückkehr israelischer Siedlungen aus.

Auf die Frage nach dem Schicksal der palästinensischen Bevölkerung sagte er: "Sie können nach Irland oder in die Wüste gehen, die Monster aus Gaza sollen selbst eine Lösung finden."

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Netanyahu geht auf Distanz, Eliyahu suspendiert

Die israelische Regierungsspitze hat sich klar von Äußerungen eines rechtsextremen Ministers zum Vorgehen im Gazastreifen distanziert. Eliyahu werde "bis auf weiteres" von allen Kabinettssitzungen ausgeschlossen, teilte Netanyahus Büro mit.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte, Eliyahus Äußerungen hätten "keine Basis in der Realität". Israel und die Armee gingen "in Einklang mit den höchsten Standards internationalen Rechts vor, um Schaden an Zivilisten zu vermeiden".

Man werde dies weiterhin tun, "bis zu unserem Sieg" gegen die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas.

 Mehr lesen: Wie Israel im Gazastreifen Krieg führtEin Forum, das die Angehörigen der in den Gazastreifen Verschleppten sowie der Vermissten vertritt, bezeichnete Eliyahus Äußerungen als "rücksichtslos und grausam". Das Forum erklärte, dass nicht nur das Völkerrecht, sondern auch "Prinzipien der menschlichen Moral" strikt gegen einen Einsatz von "Massenvernichtungswaffen" sprächen.

Auch Verteidigungsminister Yoav Galant verurteilte die "haltlosen und unverantwortlichen Äußerungen" Eliyahus. "Gut, dass dies nicht die Leute sind, die für Israels Sicherheit zuständig sind", schrieb er in einem X-Post.

Eliyahu von der rechtsextremen Partei Otzma Yehudit ist weder Teil des israelischen Sicherheitskabinetts noch des Kriegskabinetts um Netanyahu und gilt nicht als einflussreich.

 

Israel hat den Besitz von Atomwaffen nie offiziell bestätigt. Das Internationale Friedensforschungsinstitut in Stockholm (Sipri) schätzt indes, dass Israel 90 nukleare Sprengköpfe besitzt.

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