Astra Zeneca dementiert, 29 Millionen Impfdosen in Italien zu horten

Astra Zeneca dementiert, 29 Millionen Impfdosen in Italien zu horten
Laut Bericht sollten die Dosen nach Großbritannien exportiert werden. Der Pharmariese korrigiert: "Warten auf Freigabe"

Italienische Behörden haben in einer Abfüllungsstätte des Impfstoffherstellers Astra Zeneca 29 Millionen Impfstoffdosen, die laut einem Zeitungsbericht illegal nach Großbritannien exportiert werden sollten, entdeckt. Die italienische Regierung bestätigte am Mittwoch die Kontrolle, über welche die Tageszeitung "La Stampa" berichtet hatte. Die Kontrollen seien am Samstag und Sonntag erfolgt und von der Carabinieri-Einheit NAS durchgeführt worden, teilte die Regierung in Rom mit.

Die kontrollierten Chargen an einem Standort der Firma Catalent in der Kleinstadt Anagni 30 Kilometer südlich von Rom sollten demnach nach Belgien exportiert werden. Alle Chargen, die aus dem Standort in Anagni abfahren, würden zurzeit von den Carabinieri geprüft, teilte die Regierung mit. Anlass für die Kontrollen war eine Meldung der EU-Kommission. Sie habe Regierungschef Mario Draghi aufgefordert, einige Impfstoff-Chargen im Standort von Anaghi zu kontrollieren. Draghi habe daraufhin Gesundheitsminister Roberto Speranza informiert, der die Inspektion angeregt habe, hieß es am Mittwoch in Rom.

"Wir hatten den Verdacht, dass AstraZeneca über mehr Produktionskapazität in Europa verfügte, als sie angegeben hatten", sagte ein EU-Vertreter in Brüssel am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. EU-Industriekommissar Thierry Breton habe deshalb die italienischen Behörden gebeten, das Werk zu inspizieren. Astra Zeneca hatte seine Lieferungen an die EU einseitig drastisch gekürzt: Statt der ursprünglich avisierten 120 Millionen Impfdosen sollen im ersten Quartal nur 30 Millionen kommen, im zweiten Quartal 70 Millionen statt 180 Millionen Dosen.

"Warten auf Freigabe"

Astra Zeneca dementierte die Darstellung am Mittwochnachmittag. Es handle sich um verschiedene Kontingente des Impfstoffs, die auf die Freigabe durch die Qualitätskontrolle warteten, teilte eine Sprecherin am Mittwoch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Davon seien 13 Millionen Dosen für arme Länder im Rahmen des Covax-Programms bestimmt. Sie seien außerhalb der EU hergestellt und in dem Agnani-Werk in Fläschen abgefüllt worden. Weitere 16 Millionen sollten nach der Freigabe nach Europa gehen, ein großer Teil davon noch im März. Derzeit seien keine Exporte außer in Covax-Länder geplant.

„Es ist nicht korrekt, dies als einen Vorrat zu bezeichnen“, so die Sprecherin. Der Prozess der Herstellung von Impfstoffen sei sehr komplex und zeitaufwendig. Insbesondere müssten die Impfstoffdosen auf die Freigabe durch die Qualitätskontrolle warten, nachdem die Abfüllung der Fläschchen abgeschlossen sei, hieß es weiter.

"La Stampa" berichtete hingegen, der Impfstoff sollte nach Großbritannien exportiert werden. Unklarheit bestand außerdem über die Herkunft der Wirkstoffe in den in Italien abgefüllten Dosen. "Wir müssen jetzt überprüfen, ob der Wirkstoff in diesen Impfstoffen in der EU in von der EMA zugelassenen Anlagen hergestellt wurde", sagte der EU-Vertreter.

Die Firma Catalent befüllt im Auftrag des britisch-schwedischen Impfstoffherstellers Astra Zeneca Ampullen mit dem Anti-Covid-Impfstoff. Anfang März hatte Rom eine Lieferung mit 250.000 Impfdosen des Herstellers Astra Zeneca an Australien gestoppt, die in Italien produziert worden waren. Der italienische Regierungschef Mario Draghi hatte die EU-Kommission zu hartem Durchgreifen gegen Pharmakonzerne aufgerufen, die ihren Verpflichtungen mit der EU zur Lieferung von Impfstoffen nicht nachkommen.

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