Annäherung Moskau–Kairo als Signal an Washington

Panzer in Kairo: Ägyptens Armee ist auf US-Technologie aufgebaut
Hinter der neuen Freundschaft stecken Vorteile für beide Seiten.

Mit militärischen Ehren wurde das russische Kriegsschiff „Varyag“ am Montag in Alexandria empfangen. Die Delegation aus Moskau rund um Außenminister Lawrow und Verteidigungsminister Shoigu wurde von einer Marschkapelle und mit 21 Salutschüssen begrüßt. Mit Symbolik und blumigen Worten betonte man die neue ägyptisch-russische Freundschaft. Am Donnerstag trafen sich die Delegationen zu Gesprächen in Kairo. Die Außen- und Verteidigungsminister beider Staaten sprachen über eine engere Zusammenarbeit – vor allem im militärischen Bereich.

In Zeiten, in denen sich die politische Landkarte in der Region ändert und nachdem die USA im Oktober ihre Militärhilfen an Ägypten heruntergefahren haben, sieht sich Kairo nach neuen Freunden um. Vier Milliarden Dollar kamen zuletzt jeweils aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi Arabien und Kuwait. Jetzt wird über eine Kooperation mit Russland spekuliert.

Sogar von einem Waffendeal im Ausmaß von zwei bis vier Milliarden Dollar ist die Rede. Das wäre Russlands größtes Rüstungsgeschäft seit Jahrzehnten. Der britische Telegraph berichtet unter anderem von einer möglichen Lieferung von MiG 29-Kampfjets und Gesprächen über einen russischen Marinestützpunkt in Ägypten.

Doch das sei unrealistisch, glauben Experten. Auch Russland-Kenner Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck ist skeptisch. „Das gesamte ägyptische Militär ist auf US-Systeme abgestimmt“, sagte er zum KURIER. Es wäre schwierig, etwa russische Kampfjets in diese Kommunikationstechnologie einzugliedern. Außerdem könne Russland keine Ersatzteile für vorhandenes US-amerikanisches Gerät liefern.

Win-win-Situation

Doch darum gehe es auch nicht. Zu einem Waffendeal wird es möglicherweise gar nicht kommen. Dennoch bringt die Freundschaft beiden Staaten Vorteile: Russland möchte sich wieder als wichtige Weltmacht positionieren und sieht eine Chance, von der politischen Lage im arabischen Raum zu profitieren. Das syrische Regime ist Moskaus einziger Freund in der Region. Und mit der militärnahen säkularen ägyptischen Regierung habe man mehr Gemeinsamkeiten als mit den Vorgängern, den Muslimbrüdern – etwa den Kampf gegen den radikalen Islam.

Ägypten auf der anderen Seite fehlt die US-Hilfe. Seine von der Armee gestützte Regierung muss jetzt handeln. Doch die Hinwendung in Richtung Moskau ist weniger eine neue strategische Ausrichtung, sondern eher ein Signal in Richtung Washington. Die Gespräche können also auch ohne Waffendeal Früchte tragen. Etwa auch in Form von intensivierten Handelsbeziehungen oder einer Energiekooperation.

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