"America first" gilt nicht für Trumps Luxusanwesen

Das Mar-a-Lago-Anwesen in Florida
Es war ein zentrales Wahlversprechen von Donald Trump, Jobs für amerikanische Arbeiter zu schaffen. In seinem Mar-a-Lago nimmt er es nicht so genau.

Mit seinem Slogan "America First" hat Donald Trump vor einem Jahr die Wahl zum US-Präsidenten gewonnen. Eines der zentralen Wahlversprechen Trumps war es, neue Jobs für amerikanische Arbeiter zu schaffen. Im April hat Trump hat ein Dekret mit dem Titel "Kauft amerikanisch und stellt Amerikaner ein" unterzeichnet. Ein Slogan, den er auch in seiner Inaugurationsrede verwendet hatte.

Arbeitsplätze müssten "zuerst amerikanischen Arbeitern" angeboten werden, sagte Trump im April. Die Maßnahme sende ein "kräftiges Signal an die Welt", dass die USA ihre Arbeitskräfte und deren Jobs verteidigten sowie Amerika an erste Stelle setzten.

"America second" in Trumps Luxusanwesen

Das Signal, dass Trump in seinem Luxusanwesen Mar-a-lago in Florida aussendet, ist aber ein ganz anderes. Allein für diese Wintersaison, in der das Anwesen für seine gut betuchten Mitglieder geöffnet ist, wurden 70 Arbeitsvisa für Ausländer ausgestellt, berichtet die Zeitung Palm Beach Post, darunter Zimmermädchen, Köche und Kellner. Das seien sechs mehr ausländische Saisonarbeiter als im Jahr davor - entgegen dem Trend, den Trump ausgerufen hatte.

Allerdings fiel die Arbeitslosigkeit in Palm Beach County, wo sich Mar-a-Lago befindet, im September auf 3,6 Prozent. Laut derWashington Postist das der niedrigste Wert in zehn Jahren, und Einheimische sind kaum für saisonale, schlecht bezahlte Tätigkeiten zu gewinnen. Während der republikanischen Vorwahlen verteidigte Trump die Einstellungspolitik gegen Angriffe von Floridas Senator Marco Rubio. "Es ist sehr schwer, Leute zu finden", sagte Trump. "Andere Hotels machen genau das Gleiche".

Quote für Arbeitsvisa sogar erhöht

Aber das Thema ist für Trump politisch aufgeladen, weil er das Thema "Stellt Amerikaner ein" derart groß gemacht hat. So feierte Trump etwa am 17. Juli zum ersten Mal den von ihm eingeführten "Made in America Day", um den "unverzichtbaren Beitrag amerikanischer Arbeiter und Arbeitgeber für den Fortschritt und die Stärke unserer Nation anzuerkennen".

Am selben Tag erhöhte das Ministerium für Homeland Security die Quote der H-2B-Visa für vorübergehende ausländische Arbeitskräfte von 66.000 auf 81.000 pro Jahr. Man kam damit dem Wunsch zahlreicher Urlaubsresorts und landwirtschaftlicher Unternehmen nach. Und in derselben Woche machten Trumps Besitzungen, darunter das Mar-a-Lago, davon Gebrauch und suchten um insgesamt 76 solcher Visa an. Die Visa-Programme für höher qualifizierte Ausländer (H-1B) ließ Trump hingegen im erwähnten "Buy American And Hire Americans"-Dekret vom April beschränken.

Trumps andere beiden Clubs in Florida fahren sehr wohl eine restriktivere Einstellungspolitik. Bevor Nicht-Amerikaner eingestellt werden dürfen, müssen sie beweisen, dass keine Amerikaner gefunden werden konnten. Ältere Arbeitskräfte wurden kontaktiert und Zeitungsinserate geschaltet. Ob die Trump Organization darüber hinaus Anstrengungen unternommen hat, amerikanische Staatsbürger einzustellen, ist nicht klar.

Privatanwesen und einträglicher Club

Mar-a-Lago ist Trumps bevorzugtes Privatanwesen, er nennt es das "südliche Weiße Haus". Seit seinem Wahlsieg verbringt er vor allem die Wochenenden in Florida, gern empfängt er dort auch hochrangige Gäste.

Der auf einem Teil des Geländes eingerichtete Privatclub ist für Trump nicht nur finanziell einträglich, nach Angaben von US-Medien ist er auch Personalreservoir: Sechs seiner Clubmitglieder waren als US-Botschafter vorgesehen. Die Mitgliedschaft im Privatclub wurde zuletzt auf jährliche 200.000 US-Dollar verdoppelt, die Mitgliedschaft im nahe gelegenen Golfclub kostet eine Million.

Der US-Präsident liebt es, das Mar-a-Lago "Southern White House" oder "Winter White House" zu nennen. Seit seinem Wahlsieg hat er zahlreiche Stunden in Florida verbracht, er empfing dort aber auch Staatsgäste wie den chinesischen Präsidenten Xi Jinping.

"America first" gilt nicht für Trumps Luxusanwesen
FILE PHOTO: U.S. President Donald Trump's Mar-a-Lago estate in Palm Beach is seen from West Palm Beach, Florida, U.S., as Trump prepared to return to Washington after a weekend at the estate, March 5, 2017. REUTERS/Joe Skipper/File Photo
Das Grundstück mit der Adresse 1100 S Ocean Blvd, Palm Beach umfasst 35.000 Quadratmeter. Das im spanisch anmutenden Stil erbaute Anwesen verfügt über 58 Schlafzimmer sowie 33 Badezimmer und Toiletten, es hat einen Privatstrand, Pools und Spas, Tennisplätze und Golfanlagen sowie zwei Ballsäle. Im spektakulären Inneren herrschen Gold und Marmor vor, außerdem schwere Teppiche und Ornamentales.
1927 fertiggestellt, war das Mar-a-Lago der Sommersitz der Frühstücksflocken-Erbin Marjorie Merriweather-Post, einer der damals reichsten Frauen der USA. Sie hinterließ es 1973 dem Staat, auf dass es, tatsächlich, Refugium für US-Präsidenten werde. Der Regierung wurde der Unterhalt aber rasch zu teuer. Dann kam Donald Trump.

Umwidmung

Laut US-Medien erwarb der New Yorker Unternehmer den Komplex im Jahr 1985 auf sehr eigentümliche Art. Er drohte, den zauberhaften Blick auf den Atlantik mit Betonbauten vollstellen zu lassen und drückte so den Preis auf nur fünf Millionen US-Dollar. Nach Abschluss der Bauarbeiten und der Einrichtung eines Ballsaales im Versailles-Stil widmete Trump 1995 einen Teil des Anwesens zum Privatclub um, obwohl das Land laut Huffington Post eigentlich nur für die Nutzung durch eine Familie bestimmt war.

"America first" gilt nicht für Trumps Luxusanwesen
FILE PHOTO - The Mar-a-Lago estate is shown before U.S. President-elect Donald Trump departed with his family for New York, after spending the Thanksgiving holiday with family, in Palm Beach, Florida, U.S., November 27, 2016. REUTERS/Joe Skipper/File Photo

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