"America first" gilt nicht für Trumps Luxusanwesen
Mit seinem Slogan "America First" hat Donald Trump vor einem Jahr die Wahl zum US-Präsidenten gewonnen. Eines der zentralen Wahlversprechen Trumps war es, neue Jobs für amerikanische Arbeiter zu schaffen. Im April hat Trump hat ein Dekret mit dem Titel "Kauft amerikanisch und stellt Amerikaner ein" unterzeichnet. Ein Slogan, den er auch in seiner Inaugurationsrede verwendet hatte.
Arbeitsplätze müssten "zuerst amerikanischen Arbeitern" angeboten werden, sagte Trump im April. Die Maßnahme sende ein "kräftiges Signal an die Welt", dass die USA ihre Arbeitskräfte und deren Jobs verteidigten sowie Amerika an erste Stelle setzten.
"America second" in Trumps Luxusanwesen
Das Signal, dass Trump in seinem Luxusanwesen Mar-a-lago in Florida aussendet, ist aber ein ganz anderes. Allein für diese Wintersaison, in der das Anwesen für seine gut betuchten Mitglieder geöffnet ist, wurden 70 Arbeitsvisa für Ausländer ausgestellt, berichtet die Zeitung Palm Beach Post, darunter Zimmermädchen, Köche und Kellner. Das seien sechs mehr ausländische Saisonarbeiter als im Jahr davor - entgegen dem Trend, den Trump ausgerufen hatte.
Quote für Arbeitsvisa sogar erhöht
Aber das Thema ist für Trump politisch aufgeladen, weil er das Thema "Stellt Amerikaner ein" derart groß gemacht hat. So feierte Trump etwa am 17. Juli zum ersten Mal den von ihm eingeführten "Made in America Day", um den "unverzichtbaren Beitrag amerikanischer Arbeiter und Arbeitgeber für den Fortschritt und die Stärke unserer Nation anzuerkennen".
Am selben Tag erhöhte das Ministerium für Homeland Security die Quote der H-2B-Visa für vorübergehende ausländische Arbeitskräfte von 66.000 auf 81.000 pro Jahr. Man kam damit dem Wunsch zahlreicher Urlaubsresorts und landwirtschaftlicher Unternehmen nach. Und in derselben Woche machten Trumps Besitzungen, darunter das Mar-a-Lago, davon Gebrauch und suchten um insgesamt 76 solcher Visa an. Die Visa-Programme für höher qualifizierte Ausländer (H-1B) ließ Trump hingegen im erwähnten "Buy American And Hire Americans"-Dekret vom April beschränken.
Trumps andere beiden Clubs in Florida fahren sehr wohl eine restriktivere Einstellungspolitik. Bevor Nicht-Amerikaner eingestellt werden dürfen, müssen sie beweisen, dass keine Amerikaner gefunden werden konnten. Ältere Arbeitskräfte wurden kontaktiert und Zeitungsinserate geschaltet. Ob die Trump Organization darüber hinaus Anstrengungen unternommen hat, amerikanische Staatsbürger einzustellen, ist nicht klar.
Privatanwesen und einträglicher Club
Mar-a-Lago ist Trumps bevorzugtes Privatanwesen, er nennt es das "südliche Weiße Haus". Seit seinem Wahlsieg verbringt er vor allem die Wochenenden in Florida, gern empfängt er dort auch hochrangige Gäste.
Der auf einem Teil des Geländes eingerichtete Privatclub ist für Trump nicht nur finanziell einträglich, nach Angaben von US-Medien ist er auch Personalreservoir: Sechs seiner Clubmitglieder waren als US-Botschafter vorgesehen. Die Mitgliedschaft im Privatclub wurde zuletzt auf jährliche 200.000 US-Dollar verdoppelt, die Mitgliedschaft im nahe gelegenen Golfclub kostet eine Million.
Der US-Präsident liebt es, das Mar-a-Lago "Southern White House" oder "Winter White House" zu nennen. Seit seinem Wahlsieg hat er zahlreiche Stunden in Florida verbracht, er empfing dort aber auch Staatsgäste wie den chinesischen Präsidenten Xi Jinping.
Umwidmung
Laut US-Medien erwarb der New Yorker Unternehmer den Komplex im Jahr 1985 auf sehr eigentümliche Art. Er drohte, den zauberhaften Blick auf den Atlantik mit Betonbauten vollstellen zu lassen und drückte so den Preis auf nur fünf Millionen US-Dollar. Nach Abschluss der Bauarbeiten und der Einrichtung eines Ballsaales im Versailles-Stil widmete Trump 1995 einen Teil des Anwesens zum Privatclub um, obwohl das Land laut Huffington Post eigentlich nur für die Nutzung durch eine Familie bestimmt war.
Kommentare