Trump-Schwiegersohn Jared Kushner macht mit den Verbündeten des US-Präsidenten gute Geschäfte. An welchen Mega-Projekten er in Osteuropa beteiligt ist.
Nicht nur auf ukrainische Rohstoffe hat US-Präsident Donald Trump es abgesehen. Auch in andere osteuropäische Länder kauft Trump sich ein, meist zu guten Konditionen und weitaus geräuschloser. Dort lässt er seinem Schwiegersohn Jared Kushner den Vortritt: Er ist Immobilienentwickler, Investor, Vertrauter und Berater Trumps.
In dessen erster Amtszeit war er maßgeblich an den Abraham-Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain beteiligt.
In Albanien richtet Kushner die weitgehend unbebaute Insel Sazan zum touristischen Luxus-Hotspot her. In Serbien arbeitet er mit dem milliardenschweren Unternehmer Mohammed Alabbar aus den Emiraten – ein Verbündeter Trumps – zusammen. Ihm gehört die Firma Eagle Hills, mit der Kushner und die Trump-Organization auf dem Gelände des einstigen jugoslawischen Verteidigungsministeriums ein Trump-Hotel in Belgrad errichten wird. In beide Projekte ist Richard Grenell verwickelt, Sondergesandter Trumps.
Kushner könnte zudem an einem weiteren Alabbar-Großprojekt beteiligt sein, in Ungarn: dem höchsten Wolkenkratzer der EU. Ungarns Ministerpräsident und Trump-Unterstützer Viktor Orbán gefällt das, die Opposition kämpft vehement dagegen an.
Ein Überblick über Kushners Mega-Projekte in Osteuropa:
Sazan, Albanien: Von der verlassenen Trauminsel zum Touristenort
Derzeit sind vor allem Tagesausflügler auf Sazan, wohl nicht mehr lang.
Kristallklares Wasser, kaum bebaut, per Boot von der beliebten Hafenstadt Vlorë aus gut erreichbar, und der albanische Tourismus boomt sowieso – schon so einige Investoren haben versucht, die derzeit vor allem für Tagesausflüge genutzte Insel Sazan zu einem Urlauber-Hotspot zu machen.
Zahlreiche Anträge für Bauprojekte lehnte das Tourismusministerium bereits ab, oft mit Umweltschutz-Begründungen, vergangenes Jahr aber wurde einer genehmigt: Jared Kushner erhielt für die nächsten zehn Jahre den begehrten Status eines strategischen Investors – ausgerechnet ein paar Wochen, nachdem Trump wieder US-Präsident wurde.
Schnell ist daher die Vermutung aufgekommen, das könnte mehr mit Kushner und seinem Schwiegervater als mit dem Projekt zu tun haben. Es sieht einen 45 Hektar großen Luxusferienort samt Jachthafen vor, die Rede ist von einer 1,4-Milliarden-Euro-Investition.
Kushner war von der Gegend begeistert, als er mit seiner Frau, Trumps Tochter Ivanka, 2021 auf seiner Jacht im Mittelmeer segelte. Er traf Albaniens Premier Edi Rama zum Dinner. Monate danach, beim Weltwirtschaftsforum in Davos, machte Kushner ihm ein Angebot. Als er später mit einer größeren Entourage wieder nach Albanien reiste, war auch Grenell dabei. Die staatliche albanische Investment Corporation dürfte ebenfalls beteiligt sein.
Rama zeigt sich begeistert. Er wolle sich so mit Trump gut stellen, sagen Kritiker. Und: Die Opposition sei auffällig ruhig – deren Führer Sali Berisha steht wegen Korruption unter US-Sanktionen. Erst kürzlich wünschte er sich von Trump, dass sie aufgehoben werden. Umweltaktivisten schlagen wegen der Pläne Alarm.
Belgrad, Serbien: Ein Trump-Tower für die Hauptstadt
Das alte Ministeriumsgelände, auf das einst NATO-Bomben fielen
Die Idee stammt aus einer Zeit, in der Trump noch kein Politiker war: 2013 äußerte er erstmals den Wunsch, ein Luxushotel in der serbischen Hauptstadt Belgrad bauen zu lassen. Und zwar auf dem leer stehenden Gelände des einstigen jugoslawischen Verteidigungsministeriums – einer jener Orte, die 1999 von der NATO bombardiert wurden und somit an ein Ereignis erinnern, das bis heute zu antiwestlichen Ressentiments in der serbischen Bevölkerung beiträgt.
Das Projekt kam nicht zustande. Seit einigen Jahren kümmert sich Kushner darum, dass dieser lang gehegte Traum doch noch in Erfüllung geht. Dafür ging er eine Partnerschaft mit Mohamed Alabbar aus den Vereinigen Arabischen Emiraten ein, der unter anderem den höchsten Wolkenkratzer der Welt, den berühmten Burj Khalifa in Dubai, mitentwickelt hat. Ebenfalls dabei: die Trump Organization. Es handelt sich um das erste groß angelegte Immobilienprojekt zwischen dieser und Kushner. „Es wird Spaß machen, die Familie zusammenzubringen“, sagte Trumps Sohn Eric, der mit seinem Bruder Donald Jr. die Organization leitet.
Serbiens Regierung verpachtet das Grundstück für 99 Jahre an die US-amerikanischen Partner. Diese müssen einen Gedenkkomplex für die Opfer des NATO-Bombardements errichten. Auch in dieses Projekt, das 500 Millionen Dollar kosten soll, ist Grenell involviert. Er gilt als Freund des serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić, bekam 2023 einen Orden von ihm. Unter Trump 2.0 hofft Vučić auf US-Unterstützung für seine Gebietsansprüche im Kosovo.
Die ersten Vorabreservierungen im pompösen – drei Türme, 175 Zimmer, 1.500 Wohneinheiten – Tower sollen schon diesen Sommer möglich sein.
Budapest, Ungarn: Der „höchste Wolkenkratzer der EU“
Orbán ist bekanntlich ein großer Trump-Fan, hier in Mar-a-Lago.
Nein, die Rede ist nicht von Wes Andersons Hollywoodfilm über das gleichnamige Hotel, das nur mehr vage an den Glanz der Habsburgerzeit erinnert. „Grand Budapest“ ist der Name des mehrere Milliarden Dollar teuren Immobilienprojekts, das in der ungarischen Hauptstadt auf dem Areal eines heruntergekommenen Bahnhofes entstehen soll – ein Prestigeprojekt der nationalkonservativen Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán, von dem die oppositionelle Lokalregierung wenig hält. Die Budapester nennen es lieber „Mini-Dubai“.
Baumeister: auch hier das emiratische Unternehmen Eagle Hills von Alabbar. 123 Millionen Dollar soll er für das 100 Hektar große Grundstück bezahlt haben – laut Opposition ist der Wert des Landes um ein Vielfaches höher. Die Stadt Budapest kritisiert zudem, bei ihrem Vorkaufsrecht übergangen worden zu sein. Bekannt gegeben wurden die Pläne zum Projekt just am Tag von Trumps zweiter Amtseinführung.
Geplant ist ein bis zu 500 Meter hoher Wolkenkratzer auf dem Areal, der „höchste Wolkenkratzer der EU“ soll es werden – was die städtische Bauordnung eigentlich verbietet, und wofür Alabbar eine Sondergenehmigung von ganz oben erhalten haben soll. Kritisiert wird auch, dass dieser maßgeblich die historische Skyline der Stadt verändern würde.
Ob dieser wirklich kommt, ist genauso unklar wie die Frage, ob Kushner und sein Investmentfonds am Projekt beteiligt sind oder nicht. Offizielle Infos gibt es nicht, nur Spekulationen. Doch Kushner genießt seit Langem die Gunst des Trump-Freundes Orbán. 2022 wurde er für die Abraham-Abkommen und die „Förderung der amerikanisch-ungarischen Beziehungen“ mit dem ungarischen Verdienstorden ausgezeichnet.
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