AKW Saporischschja: Keine erhöhte Strahlung

UKRAINE-RUSSIA-CONFLICT-WAR
Der ukrainische Präsident Selenskij ruft einmal mehr zur Geschlossenheit im Kampf gegen Russlands "Tyrannei" auf.

Tag 186 im Ukraine-Krieg: Die Lage um das immer wieder beschossene und von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine bleibt angespannt.

Nach russischen und ukrainischen Angaben gibt es bereits Schäden an der Infrastruktur des größten Kernkraftwerks in Europas.

Die Kriegsparteien warnten einmal mehr vor der Gefahr, dass radioaktives Material austreten und zu einer atomaren Katastrophe führen könnte. Trotz derartiger Warnungen steht das größte europäische Atomkraftwerk weiter unter Beschuss.

Seit einigen Wochen werden die Gegend rund um das Kraftwerk und auch Teile des Werksgeländes immer wieder angegriffen, die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. Erst am Freitag war das Kraftwerk nach eintägiger Unterbrechung wieder ans ukrainische Stromnetz angeschlossen worden. Zuvor waren alle sechs Reaktoren nach Angaben von Energoatom vom ukrainischen Stromnetz genommen worden. Zwei der sechs Reaktoren sind nun wieder am ukrainischen Netz. 

Nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskij ist man nur knapp einer nuklearen Katastrophe entgangen. Das AKW sei über mehrere Stunden vom Stromnetz getrennt gewesen, was zu einem Super-GAU hätte führen können, so Selenskij.

Keine erhöhte Strahlung

Nach Angaben Russlands und der Ukraine konnte aber keine erhöhte radioaktive Strahlung festgestellt werden. Die Strahlensituation sei normal, teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag in Moskau mit. Ähnlich äußerte sich der ukrainische staatliche Betreiber Enerhoatom.

Nahe dem AKW wurden etwa die Städte Nikopol und Marhanets am Samstag von Granaten getroffen, wie der Bürgermeister von Nikopol mitteilte. Zugleich bestätigte das russische Militär einen Angriff auf die Stadt Saporischschja. Dort hätten „Hochpräzisionswaffen“ Produktionshallen getroffen, in denen Hubschrauber der ukrainischen Luftwaffe repariert würden. 

Weiter südlich sehen sich russische Streitkräfte weiter mit einer ukrainischen Gegenoffensive konfrontiert. Diese zielt auf Cherson, die erste Großstadt, die russische Truppen nach Beginn der Invasion vor über sechs Monaten einnehmen konnten.

Im Kriegsgebiet der östlichen Donbass-Region hielten Verteidiger weiterhin russischen Vorstöße um die strategisch wichtige Stadt Bachmut Stand. Die russischen Durchbruchsversuche zielen darauf ab, die Kontrolle über die Region auszuweiten. 

Selenskij lobt Luftwaffe

Der ukrainische Präsident lobte in seiner Videoansprache die schlagkräftige Luftwaffe des Landes im Kampf gegen Russlands Invasion. „Russland hatte gehofft, unsere Luftwaffe in den ersten Stunden der großen Invasion zu zerstören. Und natürlich war das für den Feind ein völlig verrücktes Ziel - wie viele andere Ziele auch“, sagte Selenskij in der am Samstag in Kiew verbreiteten Videobotschaft. 

Die Piloten seien erstklassig und würden auch von anderen Staaten für ihr Können gelobt. Der Staatschef hatte zuvor schon zum „Tag der Luftstreitkräfte“ gratuliert und erklärt: "Die Invasoren werden vergehen wie Tau in der Sonne. Und unsere Verteidigung ist die Sonne und wird sie sein."

Bedeutung des gemeinsamen Kampfes

Selenskij unterstrich einmal mehr, dass der Kampf um die Freiheit und die Unabhängigkeit des Landes nur gemeinsam gelingen könne. „Es ist eine gemeinsame Arbeit. Und es ist ein Ergebnis, das dank der Stärke und der Solidarität aller erreicht wird, die Freiheit schätzen und die Tyrannei nicht tolerieren“, sagte er mit Blick auch auf andere Staaten, die die Ukraine unterstützen. „Freiheit gewinnt immer.“

Selenskij kündigte an, dass auch Unterstützer der Ukraine im Ausland geehrt werden sollten.

London liefert Unterwasserdrohnen

Großbritannien liefert der Ukraine zur Entschärfung russischer Seeminen vor ihrer Küste sechs Unterwasserdrohnen. Die Geräte seien "leicht und autonom" und für den Einsatz in flachem Gewässer ausgelegt, erklärte das britische Verteidigungsministerium am Samstag. Die Drohnen könnten Minen aufspüren, orten und identifizieren, damit die ukrainische Marine sie "neutralisieren" könne.

Dutzende Mitglieder der ukrainischen Marine sollen dem Ministerium zufolge in den kommenden Monaten im Umgang mit den Unterwasserdrohnen ausgebildet werden. Die Ausbildung der ersten Marinesoldaten habe bereits begonnen.

Großbritannien ist seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar ein wichtiger Unterstützer Kiews. London lieferte unter anderem Waffen, finanzielle Hilfe und Unterstützung bei der Ausbildung der ukrainischen Armee.

Polen und Tschechien schützen slowakischen Luftraum

Polen und Tschechien schützen künftig mit Kampfflugzeugen den Luftraum über dem EU- und Nato-Partnerland Slowakei, das eine Grenze mit der Ukraine hat. Die drei Verteidigungsminister unterzeichneten dazu auf dem slowakischen Militärflugplatz Malacky am Samstag eine Vereinbarung. Als Ersatz für veraltete MiG-29 sowjetischer Bauart hatte die Slowakei 14 Maschinen des US-amerikanischen Typs F-16 bestellt. Deren Lieferung verzögert sich aber voraussichtlich bis 2024.

Der slowakische Verteidigungsminister Jaroslav Nad bezeichnete das Abkommen als Beweis für eine „starke Freundschaft, ja sogar Bruderschaft“ der drei Länder. Die Wartung der MiG-29-Flotte wurde auch aufgrund der Sanktionen gegen Russland wegen des Kriegs gegen die Ukraine immer schwieriger. Die Maschinen sollen nun außer Dienst gestellt werden. Möglich wäre auch, dass sie der Ukraine zur Verfügung gestellt werden. Eine Entscheidung steht noch aus.

Kommentare