Abkehr von Atomabkommen: Iran baut Urananreicherung aus

Der Sprecher der iranischen Atombehörde meldete die Inbetriebnahme moderner Anreicherungszentrifugen.

Mit der Inbetriebnahme von leistungsstärkeren Zentrifugen zur Urananreicherung hat der Iran einen weiteren Schritt zum Rückzug aus dem internationalen Atomabkommen getan. 20 Zentrifugen vom Typ IR-4 und 20 weitere vom Typ IR-6 seien eingeschaltet worden, sagte der Sprecher der iranischen Atomenergiebehörde, Behrouz Kamalvandi, am Samstag bei einer Pressekonferenz in Teheran.

Das internationale Abkommen erlaubt dem Iran lediglich die Anreicherung von Uran mit Zentrifugen der ersten Generation vom Typ IR-1. Mit dem schrittweisen Rückzug aus dem Atomabkommen reagiert der Iran auf den einseitigen Ausstieg der USA im Mai 2018. Seitdem haben die USA ihre Sanktionen gegen den Iran massiv ausgeweitet. Teheran will mit seinen Gegenmaßnahmen den Druck auf die Europäer erhöhen, mehr zur Aufrechterhaltung des Handels mit dem Iran zu tun.

Weg für Atombombe geebnet

Kamalvandi erklärte, der Iran könne nun Uran auf mehr als 20 Prozent anreichern, habe aber bisher keine Pläne dies zu tun. Eine Anreicherung auf 20 Prozent oder mehr würde es nach Angaben von Experten rascher ermöglichen, einen für die Herstellung einer Atombombe notwendigen Anreicherungsgrad von 90 Prozent zu erreichen.

Weil die verbliebenen Vertragspartner die für den Iran wichtigsten Teile des Atomabkommens nicht umsetzten, hatte der Iran zuvor gegen zwei zentrale Auflagen des Atomdeals verstoßen. Die Islamische Republik überschritt in der ersten Phase des Teilausstiegs die Menge an erlaubtem Uran (300 Kilogramm) und erhöhte in der zweiten die 3,67 Prozent Obergrenze der Anreicherung auf 4,5 Prozent.
 

Der Iran versichert, die bisherigen Schritte seien umkehrbar und kein Hindernis für weitere Verhandlungen. Kamalvandi beteuerte am Samstag überdies, sein Land werde der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA weiterhin transparent über seine Atom-Aktivitäten Bericht erstatten. IAEA-Inspekteure bekämen im selben Maße Zugang zu den iranischen Atomanlagen wie bisher.

IAEA-Interimschef Cornel Feruta reist dieses Wochenende zu Gesprächen mit hochrangigen iranischen Regierungsvertretern nach Teheran. Seine Behörde ist für die Überwachung des internationalen Atomabkommens zuständig, das die fünf UN-Vetomächte sowie Deutschland 2015 mit dem Iran geschlossen hatten, um die Islamische Republik am Bau einer Atombombe zu hindern.

Die USA waren 2018 einseitig aus dem Atomabkommen ausgestiegen. Sie wollen den Iran mit Sanktionen zwingen, ein neues Abkommen mit härteren Auflagen auszuhandeln. Die anderen Vertragspartner, darunter auch Deutschland, Frankreich und Großbritannien, versuchen, die Vereinbarung zu retten.
 

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