"Revolutionär": Erster israelischer Rabbi besuchte Saudi-König
Zum ersten Mal in Geschichte der Monarchie Saudi-Arabien hat sich ein israelischer Rabbiner mit dem König getroffen. König Salman ibn Abd al-Aziz hat David Rosen, Rabbiner aus Jerusalem, in seinen Palast in Riad eingeladen, wie The Times of Israel berichtet. Die Botschaft: Saudi-Arabien will sich der westlichen Welt öffnen.
Geboren in England, ist Rosen vor Jahren nach Israel gezogen. Er ist Mitglied der israelischen Rabbiner-Kommission für interreligiösen Dialog. Und: Rosen gehört auch zum neunköpfigen Direktoriums-Gremium des König-Abdullah-Zentrums in Wien (KAICIID) - das gesamte Gremium war beim Treffen vertreten.
Als das österreichische Parlament in einem Entschließungsantrag im Juni dafür stimmte, das KAICIID zu schließen, tobte Rosen, sprach von einer "unglaublichen Heuchelei": "Wenn man ein bestimmtes saudisches Verhalten nicht mag, muss dann jede Institution gehen, die mit Saudi-Arabien verbunden ist oder von dort finanziert wird? Soll der Sitz der Opec in Wien auch schließen?"
Hintergrund: Saudi-Arabien hatte zu diesem Zeitpunkt verkündet, einen 18-Jährigen öffentlich hinzurichten und zu kreuzigen, der im Alter von 13 Jahren an Fahrraddemos gegen das Königshaus teilgenommen hatte. Auf internationalen Druck wurde die Todes- in eine Haftstrafe umgewandelt.
Lobby ist klein
Im türkis-grünen Regierungsprogramm ist festgehalten, dass das Zentrum bis Ende 2020 "reformiert" werden soll. Der interreligiöse und interkulturelle Dialog soll gefördert, das KAICIID stärker an die UNO angebunden, die Mitgliederbasis verbreitert werden. Das KAICIID versuchte zuletzt proaktiv den sunnitisch-schiitischen Dialog zu stärken - etwa bei einer Veranstaltung Ende April 2019, bei der religiöse Oberhäupter aus dem Irak zu Gast waren.
Der größte Kritikpunkt am Zentrum ist ein anderer: Das Abdullah-Zentrum wird zur Gänze von Saudi-Arabien finanziert, die beiden anderen Mitgliedsstaaten, Österreich und Spanien, haben sich daran bisher nicht beteiligt. Von einer Neuaufstellung der Finanzierung ist auch im aktuellen Regierungsprogramm nicht die Rede.
Während das Zentrum in Österreich seit seiner Gründung 2012 höchst umstritten ist, hatte auch der wahhabitische Klerus bisher keine Freude über die Institution, die den Dialog mit anderen Religionen und dem Westen stärken soll.
Nach der "Revolution": Umzug nach Genf?
"Es war großartig. Die Erfahrung war wirklich etwas Spezielles", freute sich Rosen hernach. "Ich meine nicht nur das Treffen mit dem König. Es war ebenso aufregend, junge Menschen zu treffen und zu sehen, wie sie die Veränderungen in ihrem Heimatland wahrnehmen." Was Rosen gegenüber der Times of Israel ebenso klarstellte: Vor zwei Jahren wäre ein solches Treffen nicht möglich gewesen. Er spricht gar von einem "revolutionären Moment".
Das KAICIID hat im Moment seinen Hauptsitz noch in Wien. Unklar ist, wie es mit dem Zentrum weitergeht - Mitglieder sind Saudi-Arabien, Österreich, Spanien, der Vatikan hat Beobachterstatus. Die Presse berichtete bereits vergangenen Dezember, dass der Amtssitz von Wien in die Schweiz, nach Genf, übersiedeln soll. Die Anzeichen dafür haben sich laut kurier.at-Informationen in den vergangenen Wochen verdichtet.
Kommentare