Als Organisator der Konferenz – Potsdam war unter sowjetischer Verwaltung, weniger zerstört als Berlin, leichter abzusichern und bot mit seinen Villen mehr Unterbringungsmöglichkeiten – sparte er nicht mit Symbolik. So signalisierte der rote Geranien-Stern im Innenhof des Schlosses, wer dort das Heft in Händen hält. Zudem ließ Stalin seine Kollegen mit seiner Anreise einen Tag lang warten. Er trat selbstbewusst als Vertreter jener Nation auf, die mit 27 Millionen Menschen die meisten Kriegsopfer verzeichnete, und entschädigt werden wollte. Keine einfache Sache: Deutschland sollte nie wieder die Sicherheit anderer gefährden (siehe unten), aber aus strategischer Sicht der Westmächte als Zentrum West-Europas wirtschaftlich wieder auf die Beine kommen – auch mit Blick auf die Expansionspläne ihres sowjetischen Gegenübers.
Die Frage, wie groß das Land sein dürfe und wie viel Einfluss der jeweiligen Besatzungsmacht zufallen würde, beherrschten die Verhandlungen. Truman, erst wenige Monate im Amt und mit seinem Land noch im Pazifik-Krieg, ging auf Distanz zu Stalin. Beiläufig erwähnte er nach einer Sitzung in dessen Richtung, dass die USA eine neue Waffe von ungeheurer Zerstörungskraft hätten. Kurz darauf warfen US-Flieger Bomben auf Hiroshima und Nagasaki – und läuteten das Zeitalter des atomaren Wettrüstens der Supermächte ein.
Der Sommer 1945 sollte die Neuordnung der Welt und Frieden bringen, markierte aber den Beginn eines Krieges, der offiziell nie erklärt wurde, und fast 40 Jahre anhalten sollte. Wirklich verschärft hat sich die Ost-West-Konfrontation aber nicht in Potsdam, sondern in den folgenden Jahren: 1947 wird Truman die Doktrin zur „Eindämmung des Kommunismus“ verkünden und mit dem Marshall-Plan den Kalten Krieg auch ökonomisch führen. Die Teilung Deutschlands 1949 in die BRD und DDR war ebenfalls eine Folge des Konflikts.
Dass es dann zur Wiedervereinigung kam, sei dennoch dem Potsdamer Abkommen geschuldet, ist der Historiker Manfred Görtemaker überzeugt. Die Resolution, dass Deutschland als wirtschaftliche Einheit erhalten bleiben müsse, und das Offenhalten der „deutschen Frage“, wären wichtige Voraussetzungen für die „Zwei-plus-Vier-Gespräche“ 1990 gewesen. Da trafen die Siegermächte (Neben der UdSSR, USA, GB war auch Frankreich dabei) erneut zusammen, um mit den beiden deutschen Staaten die innere und äußere Souveränität des vereinten Deutschland zu verhandeln.
Hintergrund: Die Verhandler
Sowjetunion: Die UdSSR fordert aufgrund der höheren Kriegsschäden Reparationszahlungen aus ganz Deutschland, nicht nur aus der zugeteilten Besatzungszone, und will Zugriff auf die Industrie im Ruhrgebiet. Im Gegensatz dazu bietet man Lebensmittellieferungen an. Ein weiterer Streitpunkt mit den Westmächten ist die deutsch-polnische Grenze, die neu gezogen werden soll. Am Ende kann sich Josef Stalin, Gastgeber der Konferenz, in vielen Punkten durchsetzen.
USA: Sie gehen als große Siegermacht aus dem Krieg hervor, mit ihrer Wirtschaftskraft unterstützen sie die Alliierten, nehmen geopolitisch großen Einfluss. Während der Krieg gegen Deutschland für sie vorbei ist, kämpfen sie im Pazifik weiter gegen Japan. In Potsdam sitzt Harry S. Truman als Nachfolger des kurz vor Kriegsende verstorbenen Franklin D. Roosevelt. Im Vergleich zu diesem nimmt Truman eine weniger sowjetfreundliche Position ein.
Großbritannien: Die Briten sind durch die Kriegsjahre wirtschaftlich und finanziell massiv geschwächt, haben kein Geld mehr für ihre Kolonien, wo Unabhängigkeitsbestrebungen stärker werden. Auch deswegen hält GB an der politisch-wirtschaftlichen Bindung zur USA fest. Premier Winston Churchill muss die Potsdamer Konferenz nach einer Woche verlassen, da er die Wahlen in Großbritannien verliert. Der neue Verwandler ist der Wahlsieger: Labour-Politiker Clement Attlee.
Frankreich: Die provisorische Regierung unter Charles de Gaulle wird als Siegermacht anerkannt, erhält aber keine Einladung nach Potsdam. Sie schließt sich den in einer „Mitteilung“ getroffenen Beschlüssen an.
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