7 Gründe, warum Trump als Loser aus der Wahl ging

7 Gründe, warum Trump als Loser aus der Wahl ging
Das digitale US-Politikmagazin "Politico" hat Dutzende Insider gefragt, welche großen Fehler Trump im Wahlkampf gemacht hat

Nicht weniger als 75 Insider befragten Journalisten des US-Politikmagazins Politico über die Knackpunkte im Wahlkampf. Welche Strategie Joe Bidens, welche groben Fehler von Donald Trump waren entscheidend? Die Recherchen von Politico ergaben sieben Gründe dafür, warum Trump im Jänner aus dem Weißen Haus ausziehen muss.

Erstens: Unterschätze kein Virus

Der Anfang vom Ende der Präsidentschaft Trump begann mit dem "verdammten China-Virus", um mit Trump zu sprechen. Der US-Präsident unterschätzte die Auswirkungen des Coronavirus und schlug alle Warnungen in den Wind.

Denn schon im Februar war er von seinem Wahlkampfchef Brad Parscale eindringlich mit folgenden Worten vor der Pandemie gewarnt worden: "Sir, sie kommt. Das ist das einzige, was Ihre Präsidentschaft gefährden könnte." Trumps Reaktion darauf: "Dieses verdammte Virus. Was hat es damit zu tun, dass ich wiedergewählt werde?"

Er spielte die Gefahr konsequent all die Monate lang herunter. Das Virus sei nicht schlimmer als die Grippe, wiederholte er immer und immer wieder, wie auch der Zusammenschnitt dieses Youtube-Videos zeigt:

 

 

 

Zweitens: Ergreif deine Chance

Die Ignoranz Trumps in Sachen Pandemie, die in den USA bis heute bereits mehr als 266.000 Menschenleben gefordert hat, kam dem Biden-Team zugute. Es sah seine Chance, den Kontrast im Vorgehen der beiden alten Männern deutlich zu zeichnen.

Bidens Strategie war damit klar: Den Wissenschaftlern und ihren Empfehlungen glauben und danach handeln - also Maske tragen, Abstand halten, öffentliche Veranstaltungen absagen. Der Demokrat demonstrierte damit sein Verantwortungsbewusstsein zum Schutz aller Menschen in den USA.

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Joe Biden: Immer mit Maske, immer den Ratschlägen der Wissenschaftler folgend

Biden hielt das durch. Auch wenn er von den Republikanern dafür verlacht wurde, dass er aus dem im März im Keller seines Hauses in Wilmington errichteten Fernsehstudio aus seine Botschaften verbreitete.

Drittens: Gemeinsam stark

Ab dem Moment, an dem Joe Biden als Präsidentschaftskandidat fix war, standen die Demokraten hinter ihm. Ein Mann, ein Team, eine Message. Das sei von enormer Bedeutung, betonte die von Politico befragte Expertenriege.

In der entscheidenden Schlussphase flogen die Fetzen zwischen der Parteichefin der Republikaner, Ronna McDaniel, und Trumps Wahlkampfchef Bill Stepien. Die Kommunikation zwischen Partei und Trumps Team brach Insidern zufolge ab.

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Republikaner-Chefin Ronna McDaniel lag im Dauerstreit mit Trumps Wahlkampfchef Bill Stepien

Viertens: Geld, viel Geld

Ohne eine funktionierende Spendenmaschinerie gibt es in den USA keinen Wahlsieg. Das hat sich auch diesmal gezeigt. Trumps Finanz- und Spendenteam erwies sich als Desaster.

Biden erhielt hingegen nicht nur 100 Millionen Dollar von Michael Bloomberg, der mit seiner Kandidatur scheiterte, sondern auch unzählig viele Anhänger der Demokraten füllten mit ihren kleinen Beiträgen die Spendenkasse.

Damit hatte das Biden-Team genügend Geld, um in den besonders umkämpften Bundesstaaten in strategisch günstigen Momenten "Blitz-Werbeoffensiven" zu buchen.

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Bidens Spendenmaschine funktionierte tadellos

Fünftens: Kamala Harris

Joe Biden konnte viele eher links stehende, junge Demokraten nicht wirklich begeistern. Zu moderat, zu lahm, zu alt. Ein alter weißer Mann. Der Umschwung kam mit seiner Wahl für das Amt als Vizepräsidentin: Kamala Harris brachte ihm die notwendige Unterstützung, die er für den Einzug ins Weiße Haus brauchte. Das ließ auch die Spendenkasse ordentlich klingeln.

 "Der entscheidende Moment in der Kampagnen war die Wahl von Kamala. Schauen Sie sich den Tag danach an: Das Geld sprudelte wie verrückt", zitiert Politico den Biden-Vertrauten Dick Harpootlian. Allein im August konnte die Biden-Kampagne um 154 Millionen Dollar mehr an Spenden lukrieren als Trump.

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Bidens Trumpf: Vizepräsidentin Kamala Harris

Auch im September-Ergebnis lukrierten die Demokraten um 135 Millionen Dollar mehr als die Republikaner. Der entscheidende Faktor dabei war wieder eine Frau: Die liberale Verfassungsrichterin Ruth Bader Ginsburg starb am 18. September.

Ihre Nachfolge, so die Hoffnung vieler Liberaler, sollte nicht Donald Trump, sondern der neu gewählte Joe Biden übernehmen.

Das erfüllte sich nicht.

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Die im September verstorbene Verfassungsrichterin Rutt Bader Ginsburg war und ist eine Ikone für liberal gesinnte Amerikaner

Sechstens: Schrei nicht

Das erste TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden war unter jeder Kritik. Trump versuchte mit allen Mitteln - und Lautstärke - seinen Kontrahenten aus der Fassung zu bringen. Das gelang ihm auch. Biden schrie irgendwann entnervt zurück: "Halt den Mund, Mann!"

Und doch schadete vor allem dem unbeherrschten Amtsinhaber dieses Desaster am 29. September.

Ein Trump-Berater kann den Auftritt seines Schützlings offenbar bis heute nicht erklären: "Warum hat Trump Biden 90 Minuten lang angeschrien? Niemand weiß es."

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Tiefer geht es nicht, darüber waren sich die geschockten Politologen nach der TV-Debatte Ende September einig

Siebtens: Durchhalten

Im Endspurt, so die Analyse der Experten, ging der Kampagne des Amtsinhabers die Luft aus. In den entscheidenden Bundesstaaten fehlte schlussendlich die Kraft und das Geld, das Blatt noch zu wenden. 

So verlor Trump diesmal die Staaten, mit denen er vor vier Jahren seinen Überraschungstriumph feiern konnte: Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Georgia und auch Arizona gingen an Biden. Daran konnte auch Trumps Anwaltsriege nichts ändern.

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