Schließlich mussten die sowjetischen Soldaten 1989 abziehen. Drei Jahre sollte es noch dauern, bis die Mudschaheddin die Hauptstadt Kabul einnehmen konnten.
Was folgte, war ein erbitterter Kampf zwischen verfeindeten Milizen um die Macht. In dieser Zeit der Anarchie traten 1994 erstmals die Taliban auf den Plan – ursprünglich stammten sie aus Koranschulen in Pakistan, wohin sie geflüchtet waren. Die Islamisten-Truppe gewann stetig an Einfluss, 1996 eroberte sie die Macht in Kabul und weiten Teilen des Landes.
Die selbst ernannten „Gotteskrieger“ zogen ein rigoroses Regime auf: Ehebrecherinnen etwa wurden öffentlich gesteinigt, Musik und Fußballspielen verboten. Allerdings sorgten sie nach all den Jahren der Unsicherheit und des Blutvergießens für relative Stabilität.
11. September 2001
Für die afghanische Zivilbevölkerung war es damit 2001 aber wieder vorbei – mit der Tyrannei der Taliban zunächst auch: Denn nach den Anschlägen des 11. September 2001 in den USA befahl der damalige amerikanische Präsident George W. Bush den Angriff auf die Taliban, die Osama bin Laden, dem Urheber der Terrorattacken, Unterschlupf gewährten.
Die radikal-islamische Gruppe war schnell vertrieben, aber längst nicht zerstört.
Während der Besatzungszeit durch US-Truppen, die von zahlreichen anderen NATO-Partnern unterstützt wurde, kam es immer wieder zu Anschlägen und Gefechten mit den „Bärtigen“, zu denen mehr und mehr internationale Dschihadisten stießen. Selbstmordanschläge standen auf der Tagesordnung. Zehntausende Zivilisten starben.
Abzug bis 9/11-Jahrestag
Im Vorjahr schließlich besiegelte der damalige US-Präsident Donald Trump mit den wiedererstarkten Taliban ein Abkommen, das unter anderem den US-Truppenabzug vorsah. Nachfolger Joe Biden begann diesen am 1. Mai dieses Jahres, abgeschlossen sein soll er am 11. September, dem 20. Jahrestag des amerikanischen Traumas.
Doch bereits jetzt schaffen die Taliban Fakten, erobern Bezirk um Bezirk, die aktuelle Regierung in Kabul hat dem wenig entgegenzusetzen. Zwischen 50 und 70 Prozent des Landes befinden sich schon wieder in den Händen der „Gotteskrieger“.
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