13 Tote durch Raketenbeschuss im Gebiet Dnipropetrowsk

13 Tote durch Raketenbeschuss im Gebiet Dnipropetrowsk
Tag 168 im Krieg: Die G7-Staaten fordern den Rückzug Russlands vom besetzten AKW Saporischschja.

Durch nächtlichen Raketenbeschuss sind im ukrainischen Gebiet Dnipropetrowsk offiziellen Angaben zufolge mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen. Das teilte der Chef der regionalen Militärverwaltung, Walentyn Resnitschenko, am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal mit. Zunächst hatte er von elf getöteten Zivilisten gesprochen, später teilte er mit, dass zwei weitere Menschen ihren Verletzungen erlegen seien.

Die Außenminister der sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) haben Moskau aufgefordert, das Kernkraftwerk Saporischschja unverzüglich wieder der vollständigen Kontrolle der Ukraine zu unterstellen. "Das ukrainische Personal, das für den Betrieb des Kernkraftwerks Saporischschja verantwortlich ist, muss in der Lage sein, seinen Aufgaben ohne Drohungen oder Druck nachzukommen", teilte das Auswärtige Amt am Mittwoch in Berlin in einer Erklärung der G7-Außenminister mit. "Es ist Russlands fortdauernde Herrschaft über das Kernkraftwerk, die die Region gefährdet", kritisierte die Runde.

Raketen im Süden

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben durch Raketenbeschuss eine Brücke beim Staudamm von Nowa Kachowka im Süden der Ukraine unbrauchbar gemacht. "Der Treffer war akkurat, aber wirksam", teilte das Armeekommando Süd am Mittwoch per Facebook mit. Von der Besatzungsverwaltung gab es dazu bisher keine Informationen. Am Vortag hatte der russische Sender RT lediglich über regelmäßigen Beschuss der Brücke über den Schiffskanal und den Staudamm selbst berichtet.

Auf der Südseite des Kachowka-Stausees am Fluss Dnipro (Dnjepr), weniger als 20 Kilometer entfernt, befindet sich das von russischen Kräften kontrollierte Atomkraftwerk Saporischschja. Nachdem am Wochenende die Nuklearanlage selbst unter Beschuss geriet und beschädigt wurde, geben sich beide Seiten die Schuld für die Vorfälle. Die G7 bezogen ihre Forderung auch auf sämtliche anderen kerntechnischen Anlagen innerhalb der international anerkannten Grenzen der Ukraine, um deren sicheren und gesicherten Betrieb zu gewährleisten. Deutschland führt in der G7-Runde derzeit den Vorsitz.

13 Tote durch Raketenbeschuss im Gebiet Dnipropetrowsk

Das Kernkraftwerk Saporischschja im russisch besetzten Südosten der Ukraine.

Der Chef des ukrainischen Atomkraftbehörde Enerhoatom, Petro Kotin, forderte die Rückeroberung des Kernkraftwerks Saporischschja im russisch besetzten Südosten der Ukraine. Die Regierung in Kiew müsse unbedingt rechtzeitig vor dem Winter die Kontrolle über die Anlage zurückgewinnen. Denn der russische Beschuss in der vergangenen Woche habe drei Leitungen beschädigt, die Saporischschja mit dem ukrainischen Stromnetz verbinden würden. Russland wolle dagegen die Anlage an sein eigenes Netz anschließen.

Das russische Außenministerium hat bezüglich der Eskalation um das Atomkraftwerk Saporischschja schwere Vorwürfe gegen die Vereinten Nationen erhoben. "Die UNO hat in dem vorliegenden Fall leider eine negative Rolle gespielt", sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa dem staatlichen russischen Radiosender Sputnik.

Die Diplomatin warf den verantwortlichen Stellen in den Vereinten Nation vor, eine Inspektionsreise der Internationalen Atombehörde (IAEA) verhindert und damit eine Eskalation der Lage provoziert zu haben. "Im UN-Sekretariat, welches sich mit Problemen der Atomenergie befasst, darunter auch mit den Folgen technischer Katastrophen und der Problematik im weitesten Sinne, sollten sie begreifen, dass die Welt am Abgrund wandelt", erklärte Sacharowa.

Das russische Außenministerium hatte schon am Dienstag in einer Mitteilung beklagt, dass eine geplante Reise der IAEA-Vertreter zu dem Atomkraftwerk in letzter Minute an Sicherheitsbedenken des UNO-Sekretariats gescheitert sei. Sacharowa legte nun nach und sprach von "verantwortungslosem Handeln". Für Donnerstag hat Russland hat eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats beantragt.

Explosionen auf der Krim

Bei den Explosionen auf einem Luftwaffenstützpunkt auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim sind nach ukrainischen Angaben mindestens zehn Flugzeuge zerstört worden. "Nach der Explosion, die wir gesehen haben, ist klar, dass das Kontingent der Luftwaffe getroffen wurde", sagte der Sprecher des ukrainischen Luftwaffenstabs, Juri Ihnat, am Mittwoch im Fernsehen. Laut Ihnat sind dort Kampfflugzeuge der Typen Suchoi Su-30M und Su-24 sowie Transportflugzeuge vom Typ Iljuschin Il-76 stationiert.

Der Militärstützpunkt Saki auf der Krim, die Russland 2014 annektiert hatte, wurde am Dienstag von Explosionen schwer erschüttert. Offiziellen Angaben aus Moskau zufolge ist ein Verstoß gegen die Brandschutzregeln für den Vorfall verantwortlich. Viele Beobachter gehen hingegen von einem ukrainischen Angriff aus. Die Führung in Kiew hat nicht die Verantwortung für die Explosionen übernommen. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak schrieb allerdings auf Twitter: "Das ist nur der Anfang."

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste soll Russland zur Stärkung seiner Offensive in der Ukraine Freiwillige für ein neues Armeekorps rekrutieren. Den Rekruten - Männern bis zum Alter von 50 und mit zumindest mittlerem Schulabschluss - würden lukrative Boni angeboten, hieß es am Mittwoch in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums. Es sei allerdings unwahrscheinlich, dass es den Ukraine-Krieg entscheidend beeinflussen werde, hieß es weiter aus London.

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