Geschätzte 115.000 Ukrainer haben bereits das von Russland angegriffene Heimatland verlassen und Polen erreicht, über 1.000 Freiwillige stehen an den polnischen Grenzübergängen, um den Ukrainern zu helfen. Teilweise bieten sie Transporte in die größeren Städte an, wo es die entsprechenden Unterkünfte gibt.
Polen rechnet schon seit Wochen mit rund einer Million Flüchtlingen im Falle einer Invasion. Schulen, Sporthallen und ehemalige Isolationsstationen aus den Hochzeiten der Pandemie sollen als Herberge dienen. Hotel- und Pensionsbesitzer in Grenznähe sind von der Kommune aufgefordert, Zimmer zu stellen. „Wir nehmen alle auf“, sei die Devise, wie die polnischen Medien berichten, an den Grenzen gibt es derzeit keine Formalitäten-Hickhack. Somit können auch Tataren von der Krim, die eine andere Staatsbürgerschaft haben, nach Polen kommen.
Um den Massenstau zu vermindern, hat der polnische Grenzschutz an allen neun Übergängen zur Ukraine auch Fußgänger zugelassen. Auch auf den Schienen wird geholfen – ein ganzer Zug mit Hilfsgütern wird gerade vorbereitet, der in die westukrainische Stadt Lwiw (Lemberg) fahren soll.
Gleichzeitig steht in der polnischen Grenzstadt Przemysl ein Zug mit fünf Waggons für die Fahrt nach Warschau bereit – dort soll das Nationalstadion zu einem Feldlazarett umgebaut werden, wie einst im Frühjahr 2020 zu Notzeiten der Corona-Epidemie. In den polnischen Bahnhöfen werden Informationszentren für die ankommenden Ukrainer errichtet.
„Polen macht alles, um den Ukrainern das Leben zu erleichtern, die auf heldenhafte Weise ihr Vaterland verteidigen, aber auch denen, die vor den Kriegshandlungen fliehen müssen“, sagt Michal Dworczyk, der Sprecher von Premierminister Mateusz Morawiecki.
„Solidarität“ und „Heldentum“, dies sind typisch polnische Schlagwörter im eigenen Selbstverständnis. Putinfreunde gibt es in Polen in keiner Partei, zu sehr ist die Geschichte Polens und Russlands mit Konflikten belastet. Nach einer Umfrage, die kurz vor dem russischen Großangriff erstellt wurde, sind 56 Prozent der Polen für eine Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge, nur 22 Prozent sprechen sich dagegen aus.
In Österreich rechnet man indes mit keinem Ansturm wie in Polen. Ein Großteil der Flüchtenden werde in umliegende Länder ausweichen. Szenarien für den Ernstfall werden dennoch vorbereitet. Das Innenministerium hat die Bundesländer kontaktiert, um im Notfall rasch Quartiere zur Verfügung stellen zu können.
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