Seit Wochen machen Berichte die Runde, wonach Nordkorea Soldaten nach Russland schicke, um in der Ukraine zu kämpfen. War Anfangs von 3.000 die Rede, so sollen es mittlerweile 10.000 sein. Verifiziert sind diese Berichte vorerst nicht, auch finden sich in diversen ukrainischen wie russischen Militärblogs keine Videos gefallener oder gefangener nordkoreanischer Soldaten. Für einen Krieg mit einem dermaßen transparenten Gefechtsfeld ist die Beweislage derzeit also mehr als dürftig – dennoch spricht der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij von 10.000 Nordkoreanern, die auf den Kampf vorbereitet würden und beruft sich dabei auf Geheimdienste. Russland wolle „seine Lücken schließen wollen“, hieß es.
Frage der Sinnhaftigkeit
Am Schlachtfeld selbst sind die russischen Streitkräfte allerdings in der Initiative, bereiten sich auf die Belagerung der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk im Donbass vor. In Kursk werden die ukrainischen Verbände ebenfalls langsam, aber sicher zurückgedrängt – bisher aus ukrainischer Sicht positiv gestimmte ukrainische Militäranalysten warnen davor, dass man dabei sei, den Krieg zu verlieren. So stellt sich in puncto Russland die Frage nach der Sinnhaftigkeit, 10.000 fremde Soldaten, die andere Gefechtsverfahren gewohnt sind, in die eigenen Streitkräfte zu integrieren. Ein Gegenargument wäre:
Diese Soldaten könnten Grenzabschnitte bewachen und so russische Truppen freispielen.
Munition und Raketen
Für eine größere Beteiligung Nordkoreas spräche, dass das Land den russischen Streitkräften bereits Millionen an Artilleriegranaten geliefert hatte. Neben Artilleriegranaten ist mittlerweile bestätigt, dass Pjöngjang auch ballistische Raketen an Russland lieferte. Etwa die Hwasong-11, in deren Wracks eine Vielzahl an westlichen Bauteilen gefunden wurde. 50 dieser Raketen sollen bereits auf die Ukraine abgefeuert worden sein. Zudem - so der südkoreanische Geheimdienst - könne Nordkorea seine Soldaten im Krieg "stählen".
Verbesserte Beziehungen
Die Beziehungen zwischen Moskau und Pjöngjang haben sich in den vergangenen Jahren stark verbessert, im Juni besuchte Russlands Präsident Wladimir Putin zum ersten Mal seit 24 Jahren. Pjöngjang seinerseits versucht, seine angeschlagene Wirtschaft anzukurbeln - das Land kämpft mit finanzieller Not und Nahrungsmittelknappheit. Zusätzlich erhofft man sich, Zugang zu Moskaus Spitzentechnologie für seine Satelliten- und Atomwaffenprogramme zu erhalten. Kim Jong-un hatte Putin zuvor bereits Unterstützung für den „heiligen Kampf“ gegen die Ukraine zugesagt.
Dass Nordkorea Russland seit Längerem mit Waffen und Munition unterstützt, ist seit einiger Zeit bewiesen. Ob offizielle Teile der nordkoreanischen Streitkräfte tatsächlich in der Ukraine operieren, beziehungsweise sich in Russland darauf vorbereiten, wird die Zeit zeigen. Sollte dem tatsächlich so sein, würde das die gesamte Situation in der Ukraine, aber auch geopolitisch massiv verschärfen und die sich derzeit zurückhaltenden Verbündeten Kiews auf den Plan rufen. Die Beweise dafür gibt es derzeit noch nicht.
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