Ich habe Omikron - das rät der Arzt
Österreich ist mitten in der Omikronwelle. Mittlerweile ist es so, dass jeder einen kennt der einen kennt der Omikron hat. Doch was passiert wenn man selbst auf einmal erkrankt? Wie isoliert man sich und vor allem welche Medikamente kann man nehmen, welche nicht? Das beantwortet heute Florian Connert, Hausarzt und Präsident der Salzburger Gesellschaft für Allgemeinmedizin im Daily Podcast und hier zum Nachlesen:
KURIER: Herr Connert, Was sind die ersten Symptome, die man spürt?
Florian Connert: Im Endeffekt sind es die gleichen Symptome wie bei anderen saisonalen, respiratorischen Infekten. Schnupfen, Husten, Halsschmerzen, eventuell Fieber, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen.
Welche Hausmittel soll man nehmen?
Wir haben leider noch keine Medikamente, die den Krankheitsverlauf beeinflussen. Wie bei anderen viralen Infekten kann man fiebersenkende und schmerzlindernde Medikamente einnehmen oder auch Hustensäfte und abschwellende Nasensprays. Aber alle diese Medikamente bewirken nicht, dass man schneller gesund wird, sondern lindern lediglich die Symptome.
Welche Fieber- und Schmerzmittel sind am besten geeignet: Aspirin oder eher Ibuprofen und Paracetamol?
Ich würde das nehmen, von dem ich schon weiß, dass es bei mir hilft. Bei Aspirin hat man zusätzlich eine blutverdünnende der Wirkung, die eigentlich nicht unbedingt notwendig ist. Der Vorteil bei Paracetamol ist, dass es gut magenverträglich ist und auch kaum Auswirkungen auf die Niere zu erwarten sind. Wenn man mit Paracetamol auskommt, dann würde ich das bevorzugen.
Weil sie blutverdünnende Mittel angesprochen haben. Soll man sich prophylaktisch Thrombosespritzen injizieren oder ist das nur etwas für Risikopersonen?
Bei leichten Erkrankungsverläufen ist das nicht notwendig. Wenn man aber schwerer krank ist, viel im Bett liegt oder wenn man eine entsprechende Veranlagung hat und schon einmal eine Thrombose hatte, dann rate ich dazu, sich einmal täglich eine solche Heparinspritze unter die Haut zu geben.
Kann man das selbst oder braucht es einen Arzt?
Das kann man selber machen, man sollte es sich beim ersten Mal aber erklären lassen.
Wie sieht es mit kortisonhältigen Asthmasprays aus? Helfen sie gegen eine schwere Erkrankung?
Ja, es gibt schon ganz gute Hinweise, dass inhalatives Cortison bei Lungenbeteiligung helfen kann, auch um den oft quälenden Hustenreiz zu lindern. Aber die Handhabung des Inhalators muss man sich erklären lassen, damit das Medikament auch wirklich dort ankommt, wo es hinsoll, nämlich in der Lunge. Und nach der Inhalation den Mund und den Rachen ausspülen, sonst kann es zu Pilzinfektionen kommen.
Überraschend soll auch ein Antidepressivum gegen Corona wirken, stimmt das?
Ja, das war eine Beobachtung, die man gemacht und in einer relativ kleinen Studie auch bestätigt hat. Ich würde dafür aber keine generelle Empfehlung aussprechen.
Gibt es noch Medikamente, die sie nicht empfehlen?
Ja. Ivermectin. Das verwenden wir normalerweise gegen Krätze. Im Reagenzglas hat sich gezeigt, dass es auch bei Corona wirken kann. Um im Menschen die dafür notwendigen Spiegel zu erreichen muss es jedoch massiv überdosiert werden, wodurch es bereits zu Todesfällen gekommen ist. Da rate ich ganz klar davon ab, das zu nehmen. Hausmittel, die man kennt, und die einem sonst auch helfen und gut tun, kann man nehmen. Aber ich würde mich nicht darauf einlassen, irgendwelche obskuren Dinge auszuprobieren, aus reiner Angst vor dem schweren Verlauf.
Wie sieht es mit antiviralen Medikamenten wie Remdesivir aus? Kann so etwas der Hausarzt verschreiben?
Nein, das ist nichts, was wir verschreiben. Die sind wirklich schweren Verläufen in der Klinik vorbehalten.
Gilt das auch für das neueste Coronamedikament Paxlovid von Pfizer?
Derzeit haben wir noch keine Informationen dazu. Das Medikament ist anfangs auch sicher nicht sehr breit verfügbar und man muss sehr früh dran sein. Bei Risikopatienten sollte man idealerweise sofort nach einem positiven PCR-Test mit der Therapie beginnen. Ich hoffe, dass man hier einen unkomplizierten Weg finden wird, wie die se Patienten rasch zu diesem Medikament kommen.
Kommen wir zu den Antikörpercocktails, wie sie auch Donald Trump einst bekommen hat. Gibt es das auch für Normalsterbliche?
Ja. Das ist nichts, was den Reichen und Schönen vorbehalten ist, sondern wird auch bei uns durchaus eingesetzt. Aber auch nur in der Klinik und nicht zu Hause.
Was kann man eigentlich für die Psyche tun, wenn man mehrere Tage isoliert in einem Zimmer liegen muss?
Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Man sollte sich da einen Plan zurechtlegen. Wie man sich beschäftigt, wie man die Zeit verbringt. Wichtig sind Sozialkontakte, zumindest über Telefon oder online. Dass man Kontakt mit seinen Freunden und seiner Familie hält. Dass man sich da ein bisschen aufmuntern lässt. Viele Leute haben doch Angst, hier gibt es auch die Möglichkeit von Hotlines und Telefonseelsorge. Das würde ich wirklich großzügig in Anspruch nehmen, denn dieser psychische Aspekt der Isolation ist nicht zu unterschätzen. Und natürlich spielt die Psyche auch eine gewisse Rolle fürs Gesundwerden.
Viele Leute haben sich ein Pulsoximeter besorgt. Doch wie funktioniert das?
Diese Geräte gibt es schon um 25 Euro, sie messen den Sauerstoffgehalt im Blut über den Finger. Ganz wichtig, Nagellack oder Tätowierungen können das Ergebnis verfälschen. Man sollte auch nicht am kalten Finger messen und das Gerät rund eine Minute am Finger belassen. Normalerweise haben wir etwa 98 Prozent oder mehr Sauerstoffsättigung. Ein Problem wird es dann so ab 94 Prozent, da spricht man schon von einer Hypoxämie, also von einer Unterversorgung und kritisch wird es dann ab 92 Prozent. Da braucht man schon zusätzlichen Sauerstoff.
Ab dann sollte man die Rettung rufen?
Ja. Das heißt jetzt nicht, dass man sofort auf die Intensivstation muss, aber zumindest auf die Normalstation, wo man für ein paar Tage Sauerstoff bekommt.
Wie lang dauert die Krankheit im Schnitt? Auf was kann man sich einstellen?
Wenn man einen leichten Verlauf hat, dann ist man normalerweise nach 7 bis 10 Tagen wieder weitgehend gesund. Es ist bei Covid aber gerade bei Ungeimpften oft so, dass sich um den sechsten, siebten Tag herum noch einmal eine Verschlechterung einstellen kann. In diesem Fall sollte man rasch mit dem Arzt Kontakt aufnehmen.
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