Der ohnehin bettelarme und politisch chronisch instabile Karibikstaat, mit dem sich die Dominikanische Republik die Insel Hispaniola teilt, versinkt seit Sommer des Vorjahres immer tiefer im Chaos. Damals wurde Staatschef Jovenel Moise ermordet, gewaltsame Proteste und Straßenkämpfe folgten.
Zehntausende Haitianer – genaue Zahlen gibt es nicht – traten daraufhin den Weg über die Grenze ins Nachbarland an. Illegale Migration von Haitianern in die Dominikanische Republik ist ohnehin seit Jahrzehnten Alltag auf Hispaniola. Die Zuwanderer – es sind etwa eine halbe Million – bevölkern dort den Schwarzmarkt für Arbeitskräfte, arbeiten als Taglöhner auf den Feldern, im Tourismus oder als Hausangestellte. Rechtlos und von der Polizei ständig drangsaliert sind die Haitianer in der Dominikanischen Republik ständig Gewalt und Misshandlungen ausgesetzt. Dazu kommt eine beschleunigte Abschiebung durch die Polizei. Mehr als 30.000 Haitianer wurden allein in den vergangenen Monaten über die Grenze deportiert.
Elektronisch überwacht
Die Mauer, die durch Wachtürme und massive elektronische Überwachung, etwa durch Drohnen, verstärkt wird, soll den Zustrom von Menschen unter Kontrolle bringen. Entsprechend soll die Mauer vor allem in dicht besiedelten Gegenden errichtet werden.
Um die Krise im Nachbarland, erklärte der Präsident, „müssen sich die Haitianer selbst und die internationale Gemeinschaft kümmern.“ Sein Land habe immer als erstes geholfen, wenn Haiti in Not gewesen sei, „trotzdem kann die Dominikanische Republik nicht die Verantwortung für die politische und wirtschaftliche Krise in diesem Land übernehmen.“
"Rassismus"
Während aus Haiti vorerst keine offizielle Reaktion auf den Beginn des Mauerbaus kam, sprechen örtliche Menschenrechtsorganisationen von „Fremdenfeindlichkeit“ und „Rassismus“.
4 Dollar pro Kopf
Der Bürgermeister einer dominikanischen Grenzstadt sieht die Situation gegenüber der Nachrichtenagentur AFP deutlich nüchterner. Statt eine Mauer zu errichten, sollte man sich lieber um die örtlichen Militärs und die Grenzpolizei auf der dominikanischen Seite kümmern. Die würden nämlich den Menschenschmuggel entlang der Grenze betreiben: für Umgerechnet vier Dollar für die illegale Einreise pro Kopf.
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